Essen. Von der Fürstäbtissin bis Willy Brandt: Die fünf Krupp-Generationen und Berthold Beitz führten viele Korrespondenzen, die im Archiv bewahrt sind.

„Der mochte mich nicht“, sagte Berthold Beitz über Konrad Adenauer. Der Bundeskanzler habe ihm wegen seiner Ostkontakte sogar die nationale Zuverlässigkeit abgesprochen. Doch Adenauer dementierte das schriftlich, prompt und in kühlem Stil. Impulsiv und pathetisch war dagegen der sechsseitige Brief, den Kaiser Wilhelm II. eigenhändig an die 16-jährige Konzernerbin Bertha Krupp schrieb. Und für die Glückwünsche zum 85. Geburtstag dankte der weltberühmte Entdecker Alexander von Humboldt.

Es sind drei von 44 Dokumente, die die Krupp-Stiftung demnächst im Rahmen einer Ausstellung präsentieren wird. Dabei habe man die Qual der Wahl gehabt, sagt Krupp-Archivleiter Ralf Stremmel. Denn in 200 Jahren Firmen- und Familiengeschichte haben die fünf Krupp-Generation und mit Abstrichen auch Berthold Beitz sehr viele persönliche Korrespondenzen geführt, die erhalten geblieben sind.

Ursprünglich wurden 330 bekannte Namen aufgelistet

„Ursprünglich haben wir 330 bekannte Namen herausgesucht, es hätten aber sogar noch mehr sein können“, sagt Stremmel. Dabei sei interessant gewesen, zu sehen, wie vergänglich Prominenz ist. „Wer kennt heute noch den im 19. Jahrhundert berühmten Afrikaforscher Gustav Nachtigal?“, fragt Stremmel.

Um die Schau nicht zu überfrachten, hat man es schließlich bei 44 Briefen belassen. Damit man sie in Vitrinen ausstellen kann, „sollten die Briefe nur eine Seite umfassen, gleichzeitig aber aussagekräftig und interessant sein“, so Stremmel. Außerdem habe man die lange Firmenhistorie möglichst gleichmäßig abbilden und einen Querschnitt aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft zeigen wollen.

Otto von Bismarck, Max Liebermann, Thomas Alva Edison, Andrew Carnegie, Max Planck, Albert Schweitzer oder Willy Brandt sind einige der Briefe-Schreiber. Der älteste stammt von der letzten Essener Fürstäbtissin, Maria Kunigunde von Sachsen.

Einblicke in Denkweisen und den jeweiligen Zeitgeist

Die Schriftstücke geben Einblicke in Denkweisen, Stimmungen und Befindlichkeiten der Absender, zeichnen zugleich ein Bild der Adressaten. Dabei ist nicht allein der Inhalt wichtig, auch die Materialität erzählt Geschichten: schwungvolle Schönschrift oder eng beschriebenes Papier, Wappen auf Büttenpapier oder hauchfeine Blätter für die Luftpost, Tinte oder Schreibmaschine. Zu sehen sind die Originale in einer Inszenierung, die das Lesen ermöglicht, aber auch die Hintergründe der Briefe erläutert.

Die Ausstellung „Humboldt dankt, Adenauer dementiert“ läuft vom 25. März bis 8. Oktober 2017 in der Villa Hügel.