Essen. . Die Station Bismarckplatz ist der am schwersten zugängliche U-Bahnhof in Essen. Der Grund: Die längste Rolltreppe der Evag ist stark beschädigt.

  • Die längste Rolltreppe im Essener U-Bahnnetz ist seit fast vier Wochen außer Betrieb
  • Manche Fahrgäste sind völlig aus der Puste, wenn sie den Ausgang A an der Bismarckstraße erreicht haben
  • Der Schaden ist so schwer, dass die Evag eine Spezialfirma für die Reparatur beauftragen musste

U-Bahnhof Bismarckplatz – wer an dieser Station in der Essener Innenstadt aussteigt, darf sich nicht so schnell außer Atem bringen lassen. Denn der Ausgang A nahe der Friedrichstraße muss regelrecht erklommen werden: 94 Stufen hoch! Und das auf der längsten Essener U-Bahn-Rolltreppe, die schon seit fast vier Wochen nicht mehr rollt. Und sich wohl erst Weihnachten wieder in Bewegung bringen lässt.

Damit ist der Halt Bismarckplatz, mit werktäglich 5000 Ein-, Um- und Aussteigern derzeit der am schwersten zugängliche U-Bahnhof in der Ruhr-Metropole. Ältere Fahrgäste, Gehbehinderte, Senioren mit Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen können diesen Zugang zu den U-Bahn-Linien U 17 Richtung Margarethenhöhe oder U 18 Richtung Mülheim überhaupt nicht mehr benutzen.

Die ersten Fahrgäste meiden den U-Bahnhof

Sie müssten einen Umweg von 200 Metern zum Ausgang B in Kauf nehmen. Ist dort die Fahrtreppe gerade auch außer Betrieb, weil Schüler der benachbarten Schule mal wieder auf den Nothalt gedrückt haben, sind sie den Weg umsonst gegangen. Zwar erreicht man an der anderen Straßenseite durch den Ausgang C die Züge in Gegenrichtung, zum gegenüberliegenden Gleis geht es aber nur durch eine Treppen-Unterführung. Stufenlos kommt hier keiner ans Ziel.

Einige betroffene Fahrgäste meiden jetzt den U-Bahnhof und nehmen lieber den Bus der Linie 196, andere fahren einfach eine Station weiter und steigen dort in die Gegenrichtung um.

Evag spricht vom „schweren mechanischen Schaden“

Die meisten aber quälen sich die stehende Rolltreppe zum Bahnsteig runter oder zum Ausgang A hoch. Dort ist nicht mal Platz für eine normale Betontreppe mit weniger steilen Stufen, sondern nur für zwei parallele Fahrtreppen. Bei Normalbetrieb fährt eine runter, die andere hoch. Jetzt ist die eine defekt, die andere kann aber für so einen Fall nicht in einen Zweirichtungsbetrieb gehen, dafür ist sie zu lang.

Was macht die Verkehrsgesellschaft Evag? Sie schaltet auch die intakte Rolltreppe aus. Auf der kann der Kunde, soweit er fit genug dafür ist, die 94 Stufen hoch- oder runter steigen. Die „Fahrtreppe 1“ daneben bleibt wegen der Reparaturarbeiten gesperrt.

Auf ihrer Internetseite informiert die Evag die Fahrgäste über den Ausfall und spricht von einem „schweren mechanischen Schaden“. Am 8. November knirschte und krachte es in der Mechanik der fahrenden Treppe. Die Handlaufbetriebskette riss, wickelte sich um das Antriebsrad und zermalmte mehrere Zahnrad-Zähne. Der Schaden: mindestens 30 000 Euro.

Erst Weihnachten fährt die Rolltreppe wieder

Die Evag vermutet einen Materialfehler oder schlicht Verschleiß als Ursache. Zwar werden die 143 Rolltreppen der Verkehrsgesellschaft alle zehn Wochen gewartet, betont Jörg Brand, Abteilungsleiter für die technische Gebäudeausrüstung bei der Evag. Doch an dieser Treppe war bei der letzten Inspektion nichts aufgefallen. Sie lief glatt – ohne Gepolter und ohne ruckartige Bewegungen.

Die Reparatur ist nach den Worten der Evag-Sprecherin Simone Klose sehr aufwendig und schwierig: „Die Wartungsgrube dort ist so eng, dass der Monteur kopfüber rein muss, um überhaupt arbeiten zu können.“ Die Evag hat den gesamten Reparaturauftrag in die Hand einer Spezialfirma gegeben, „damit die Instandsetzung etwas schneller geht“, so Simone Klose. Möglichst kurz vor Weihnachten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

>>DER NOTHALT WIRD OFT MISSBRAUCHT

Die Fahrtreppen am Bismarckplatz fallen immer wieder aus, auch weil Schüler aus Spaß den Nothalt drücken.

Zwar gehen Fahrtreppen wieder automatisch in Betrieb, wenn keiner mehr auf den Stufen ist. Das kommt aber bei einer so langen Rolltreppe nicht oft vor.

Die Folge: Nach nur 15 Minuten Stillstand meldet die Fahrtreppe dann „Störung“ und schaltet sich auch nicht mehr an. Ein Techniker muss kommen.