Essener Stadtteile. . Die Entsorgungsbetriebe Essen wollen Container-Standorte mit Hinweisen versehen. Denn die Vermüllung nimmt zu: Zehn Beschwerden pro Tag.

  • Zehn Beschwerden täglich bei Entsorgungsbetrieben Essen
  • Mit Onlinehandel haben Müllberge erheblich zugenommen
  • Containerstandorte gehören zu beliebtesten Abladeplätzen

Wilde Müllkippen sind ein stadweites Ärgernis und besonders an den Standorten der Altglas- und Papiercontainer ein kaum abzustellendes Übel. Frühestens Mitte bis Ende Januar wollen die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) mit einer Aufkleberaktion an den Containerstandorten Bürger sensibilisieren und ein Ausrufezeichen gegen Schmutzfinken setzen. Darauf sind Gegenstände abgebildet, die definitiv nicht an Containern entsorgt werden dürfen: alte Reifen, Elektroschrott und Sperrmüll zum Beispiel.

Denn die Entwicklung sei auffälliger geworden, das lässt die EBE auf Anfrage dieser Zeitung mitteilen. Der Bezirksvertretung I (u.a. Frillendorf, Huttrop, Stadtmitte) sind die Aufkleber jüngst als erstem Stadtteilparlament präsentiert worden. Bezirksbürgermeister Frank Mußhoff (SPD) ist häufig zu Fuß in der Nachbarschaft unterwegs und beschreibt das Drama: „Es handelt sich um Altkleider, Sperrmüll und alles mögliche weitere: Legt einer seinen Müll neben die Container, kann man dem Anwachsen der Berge zusehen. Der EBE ist kein Vorwurf zu machen, die Schuld liegt beim Bürger.“

2015 gab es rund 330 Tonnen wilden Müll

Eine Erklärung für das Anwachsen der unsozialen Müllentsorgung vermuten die Entsorgungsbetriebe im zunehmenden Paketverkehr durch den Onlinehandel. Statt die Kartons klein zu reißen und in die Container zu stecken, würden die Überreste der Verpackungen einfach neben den Container gestellt. „Die Hemmschwelle, weiteren Dreck dazuzustellen sinkt rapide“, schreibt die EBE.

Das macht eine Menge Arbeit, denn Depotcontainerstandorte gibt es in dieser Stadt eine ganze Menge. Insgesamt 580 Stellen werden regelmäßig vom Entsorger angefahren, doch das allein reicht längst nicht mehr. Die EBE berichtet, dass täglich rund zehn Beschwerden von Bürgern bei ihnen eintreffen, die sich direkt per Telefon oder E-Mail bei der EBE, über die Müll-Hotline von Pico-Bello oder über das städtische Ordnungsamt melden. Alle wilden Müllkippen zusammengenommen, also nicht nur die an den Containerstandorten, waren im Jahr 2015 rund 330 Tonnen schwer. Diesen Wert hat man in diesem Jahr bereits erreicht – und das müllintensive Weihnachtsgeschäft steht noch bevor.

„Noch weiter dicke Bretter bohren.“

Dass das zusätzliche Kosten für die Gebührenzahler mit sich bringt, liegt auf der Hand. Wie häufig sie für Reinigungen ausrücken musste, beziffert die EBE nicht, wohl aber die Kosten dafür: 600 000 Euro haben reguläre und Sonder-Reinigungen an den Containern gekostet. Dabei gibt es ständig vermüllte Standorte, etwa an der Ecke Auf der Donau/Steeler Straße (Südostviertel), Donnerstraße (Dellwig), Im Teelbruch (Kettwiger Schwimmbad), Heinitzstraße (Frohnhausen) oder Arenbergstraße (Karnap).

Ob die Aufkleberaktion tatsächlich bei den Schmutzfinken für einen Sinneswandel sorgt, das bezweifelt allerdings Peter Valerius, Sprecher der CDU in der BV I: „Die Aktion ist gut und absolut willkommen. Aber ich fürchte, man muss zusätzlich noch weiter dicke Bretter bohren.“