Essen. Das neue Narbentherapiezentrum am Universitätsklinikum Essen bietet individuelle Therapien an. Ein Workshop zum Thema Narben steht als nächstes auf dem Programm.

Rund 30 Narben sammelt jeder Mensch im Laufe seines Lebens. Oftmals bleiben sie als unschöne oder gar störende oder schmerzende Erinnerungen an Operationen, Unfälle oder Hauterkrankungen zurück. Im neuen bundesweit ersten Narbentherapiezentrum des Universitätsklinikums Essen (UK) gibt es jetzt die Chance einer umfassenden Therapie.

„Narben sind das Endergebnis jeder Wundheilung”, erklärt Prof. Dr. Robert Hierner, Leiter des Narbenzentrums und erst seit einigen Monaten Professor für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Handchirurgie am UK. „Für die klinische Diagnostik und Therapie ist entscheidend, ob es sich um unauffällige und nicht störende Narben, oder aber um störende handelt.” Die erste Narbe zieht sich jeder Mensch gleich bei der Geburt zu. Doch der Bauchnabel gelte allgemein als normal, so der Mediziner. „Zudem gibt es manche Kulturen, die sich absichtlich Narben zufügen”, so Hierner. „Oder man denke an den Schmiss in schlagenden Studentenverbindungen.”

Die Problematik einer Narbe stellt sich jedoch, wenn sie zu optischen oder funktionellen Beeinträchtigungen führt. „Eine Narbe kann entstellen, jucken, schmerzen oder auch die Bewegung einschränken”, erläutert Hierner. „Hier möchten wir ansetzen und helfen.” Das habe mit Schönheitschirurgie aber absolut nichts zu tun. So arbeiten im Narbentherapiezentrum Fachärzte und Therapeuten der unterschiedlichen Disziplinen zusammen: Plastische Chirurgie, Physiotherapie, Dermatologie, Pathologie, Strahlentherapie, Orthopädietechnik und Visagisten. Da Narben nicht nur körperliche sondern auch tiefe seelische Spuren hinterlassen können, spielt oftmals auch die Begleitung des Patienten durch die Psychosomatik und Psychotherapie eine große Rolle.

„Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit können wir individuell auf die Patienten eingehen”, erklärt Hierner, der für sein Spezialgebiet der Plastischen Chirurgie auf Erfahrungen bei der Behandlung von Verbrennungen zurückgreifen kann. Neben der konservativen Behandlungsmethode mit Druck, Kompression und Massagen gibt es beispielsweise die Möglichkeit der minimal-invasiven operativen Verfahren, sowie die Camouflage zur Korrektur von Farbstörungen und korrektives Make-up. Die Narbentherapie erfolgt in der Regel ambulant, die Krankenkassen übernehmen die Kosten bei medizinischer Indikation. Eine standardisierte Narbentherapie kostet rund 250 Euro. Hierner: „Bei der Therapie geht es darum, die Lebensqualität zu verbessern, die durch eine Narbe stark beeinträchtigt sein kann."

Workshop

Der 1. Essener Workshop

Narbentherapie „Warum, Wann, Wie” findet Samstag, 19. September, für Studenten, Therapeuten und Ärzte im Ronald Mc Donald Hundertwasserhaus statt. Eine Narbensprechstunde im Narbenzentrum ist jeweils donnerstags, 8 bis 13 Uhr. Termien und weitere Infos unter Tel. 723 1339.