Die Taube im Fenster der Münsterkirche symbolisiert den Heiligen Geist, der auch seine Kirche erneuern will.Erneuert wird die St.-Peter-Kirche im Nordviertel, in die nach Aufgabe durch das Bistum eine katholische Pflegeschule einzieht

SCHWERPUNKT PFINGSTENPetrus weint. Den Märchen zufolge ist der Apostel, dem die Kirche an der Süderichstraße im Nordviertel geweiht war, ja fürs Wetter zuständig. Und just in dem Moment, als Bürgermeister Norbert Kleine-Möllhoff die Wichtigkeit des Kirchenumbaus bei der gestrigen Umbau-Grundsteinlegung unterstreichen wollte, kam aus heiterem Himmel ein Platzregen. Weiter umgebaut haben sie dann trotzdem.

Denn Petrus hat nichts mehr zu sagen in dem denkmalgeschützten Bau. Das Bistum hat sich von dieser Kirche verabschiedet, weil ihm die Kosten über den Kopf zu wachsen drohten. Am Dreikönigstag wurde dort das letzte Amen gesprochen; Gold und Weihrauch gab es da nicht für die Gemeinde, nur noch Myrrhe haufenweise, das bittere Zeug. Inzwischen aber hat man sich abgefunden, hat man sich ans Unvermeidliche gewöhnt.

"Nein, es tut mir nicht weh", sagt Stadtdechant und Dompropst Otmar Vieth, bevor er den Grundstein segnet. "Der Abriss von St. Bernhard im Norden, der hat mir weh getan. Aber das hier ist ja weiter ein schöner Bau."

Schließlich bleibt das 1926 im Bauhaus-Stil errichtete und vor 80 Jahren geweihte Gebäude ja sozusagen "in der Familie": Die Katholische Schule für Pflegeberufe Essen hat das Haus für bescheidene 53 000 Euro übernommen und steckt weitere 2,8 Millionen Euro hinein, um eine tonnenschwere Decke einzuziehen, Klassenräume zu schaffen und die bisher drei Lehrstandorte an einer Stelle zu konzentrieren. Seit Sommer 2004 wurde dafür ein attraktiver Standort mit guter Verkehrsanbindung gesucht - und gefunden. Zwischen Ostern und Sommer 2008 hofft man fertig zu sein.

Und dann wolle man "weiter christliche Werte vermitteln", so Manfred Sunderhaus, Vorsitzender des Aufsichtsrats, der das Wort "aufgegeben" nicht hören will. "Aufgeben - das trägt etwas Resignatives in sich. Hier werden weiter christlich-caritative Werte gelehrt in einem Gebäude, dessen Verlust auch ein kultureller Verlust gewesen wäre." So sieht das auch Schulleiter Reinhold Schulte-Eickholt: "Mit der katholischen Schule wird in diesem Haus weiter demselben Herrn gedient. Den Schülern wird nicht nur das notwendige Handwerkszeug, sondern auch etwas vom Geist des Evangeliums mitgegeben."

"Die neue Nutzung ist ganz im Sinne Gottes und der Kirche", weiß Bürgermeister Norbert Kleine-Möllhoff, "das kann über den Verlust der Kirche hinwegtrösten." Der Bürgermeister betont, dass in einer älter werdenden Gesellschaft die Altersphase inzwischen bei über 25 Jahren liege: "Die Bedeutung der Pflegeberufe wird noch steigen."

Architekt Franz-Josef Gierse, der auch die Neugestaltung von St. Michael zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt hatte, spricht von einem "herausfordernden Auftrag". Neben der Festversammlung dröhnen die Betonmischwagen weiter, für die Grundsteinlegung zum Umbau wird die Arbeit nicht unterbrochen. Beton wird durch die hohen glaslosen Fenster hineingepumpt. Zahllose Stempel sind gesetzt, die ersten Wände schon eingezogen. Es riecht nach Baustelle, nicht nach Weihrauch, es riecht nach dieser Mischung aus Speis, Beton, Steinen und Staub. Stämmige Bauarbeiter geben und bekommen Anweisungen.

Denn es soll schnell gehen, dass ein neuer Geist in die alte Kirche kommt. Das Schönebecker Jugendblasorchester spielt "Hey, heute morgen mach' ich Hochzeit! Ding dong, bald bimmelt's wunderbar". Da muss selbst Petrus lachen - und weint nicht mehr.

Diskussion: Wie schmerzhaft sind für Sie Kirchenumbauten und -umwidmungen? waz.de/essen Die Katholische Schule für Pflegeberufe Essen (KKS) ist 1975 als Katholische Krankenpflege-Schule Essen gegründet worden. 3395 Pflegefachkräfte sind bisher vom größten Anbieter von Ausbildungsplätzen in den Pflegefachberufen ausgebildet worden. Bis zum abgeschlosse- nen Umbau von St. Peter ist die Krankenpflege-Schule provisorisch im ETEC, Kruppstraße, untergebracht. Das Fachseminar für Altenpflege liegt an der Laarmannstr. 21.

Kontakt und Information:

krankenpflege@kks-essen.de, altenpflege@kks-essen.de, Internet www.kks-essen.de