Der Versorgungsstaat ist Vergangenheit. Immer mehr Aufgaben kann die öffentliche Hand nicht mehr selbst bewältigen und ist deshalb in immer größerem Maße auf das Engagement der Bürger angewiesen

SCHWERPUNKT: BÜRGEREINSATZ FÜRS GEMEINWOHL 344 Paten betreuen derzeit 219 städtische Spielplätze. Damit sind knapp die Hälfte der rund 480 Plätze im Stadtgebiet unter Aufsicht von Ehrenamtlichen. Besonders am Herzen liegen dem Kinderbüro derzeit Paten für die Spielplätze, die derzeit im Rahmen der Aktion "Kinder in Bewegung bringen" umgebaut werden. Zum Beispiel der Spielplatz an der Müler-Breslau-Straße, wo der staubige Bolzplatz zu einem Mulitfunktions-Ballspielfeld umgebaut sind. Kontakt für potentielle Paten: Kinderbüro der Stadt, Tel: 88-88 544.Für die Spielplätze sucht die Stadt schon seit Jahren Kümmerer. Damit Essen nicht zumüllt, greifen jedes Jahr Tausende von Bürgern freiwillig zu Zange und Besen. Vereine haben Bäder und Sportanlagen übernommen, die die städtischen Sport- und Bäderbetriebe nicht mehr bewirtschaften wollen oder können. Jetzt bittet die Stadt ihre Bürger auch um Hilfe bei der Pflege der Parks und der Kunstwerke im öffentlichen Raum. Je tiefer die Löcher in den städtischen Kassen, desto dringender ertönt der Ruf nach einer Generation Ehrenamt.

"Schauen Sie sich doch mal um: Viele Interessenskollisionen auf engstem Raum", sagt Dezernentin Simone Raskob und schwenkt den Arm auf der Liegewiese im Stadtgarten, dere 1864 angelegten ältesten Grünfläche der Stadt. Hier liegen sie lesend in der Sonne, dort begleiten Anfeuerungen ein Fußballspiel. Hier umstehen sie stumm das Schachfeld, dort klacken Dutzende von Boule-Kugeln. Hier feiern sie Party, dort joggen Sportler. Hier flaniert feines Publikum, dort grillt die Großfamilie. Und fast alle machen sie Müll.

Der städtische Betrieb Grün und Gruga "wird niemals genügend Personal im notwendigen Zeitraum stellen können, um die Fläche jederzeit sauber zu halten", sagt Simone Raskob. "Da müssen die Besucher mithelfen." Deshalb will die Stadt mit einer "Picobello"-Aktion an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger appellieren und die Spielregeln ins Bewusstsein rufen.

Diese Spielregeln hängen jetzt im Stadtgarten ebenso wie die Bußgeldandrohungen für Umweltsauereien auf den 7,5 Hektar Parkfläche. Hundekot ist ein Thema, die Hinterlassenschaft eines Grillfestes ein anderes. Kinder marschieren in Doppelstreifen-Uniform mit ihren echten Kollegen von Polizei und Ordnungsamt über die Wese und Wiegen. Erwachsene werden beim "Müllionär-Quiz" auf ihr Wissen über Sauberkeit getestet. Die Aktion gestern im Stadtgarten war der Anfang sein. Der "Wiesenzauber" soll, wenn das Wetter es zulässt, in vier Parks wiederholt werden.

Es geht der Stadt um mehr als Müllbewusstsein. Mittelfristig soll jeder Park nach dem Vorbild des Krayer Volksgartens Paten bekommen. "Im Volksgarten haben wir inzwischen vorbildliche Verhältnisse", schwärmt Brigitte Brenneke, Leiterin des Verwaltungs-Marketings. "Wenn wir für andere Parks so engagierte Paten finden würden, hätten wir einige Probleme weniger."

Das wilde Grillen, schränkt Johannes Oppenberg ein, ist auch dort noch ein Problem. Der Abteilungsleiter Grünflächen bei Grün und Gruga hat in mehreren Parks die Zahl der Mülleimer reduzieren lassen. Ergebnis: Wenn die restlichen Eimer voll waren, haben die Leute offenkundig ihren Müll mit heimgenommen. Oppenberg: "Das muss unser Ziel sein: die Müllvermeidung."

Weiter 2. Lokalseite Auch in Parks heißt das Ziel Müllvermeidung 400 ehrenamtliche Helfer werden derzeit über die Essener Ehrenamtsagentur gesucht, die sich als Börse für Engagierte und gemeinnützige Einrichtungen versteht. So braucht das DRK Rettungsschwimmer und Ausbilder für die Wasserrettung auf dem Baldeneysee. Der Frauentreff "Cafe Schließfach" sucht Helfer, die aus den Spenden der Essener Tafel Mittagessen zubereiten. Viele Schulen der Stadt suchen Hilfen für die Hausaufgabenbetreuung. Auch das Krankenhaus St. Vincenz in Stoppenberg wirbt um Ehrenamtliche: Mit Hilfe eines Bücherwagens werden die Patienten mit Büchern versorgt. Auch für den Besuchsdienst werden Ehrenamtliche gesucht. Kontakt zur Ehrenamtsagentur: Tel: 4513-580 oder E-Mail: info@ehrenamtessen.de