Trägt ein privater Sponsor die Sanierungskosten für das marode Dach? Oder besorgt die Politik das Geld?Fest steht: Jeder lobt die pädagogische Arbeit der Dürerschule, und niemand hält sie für verzichtbar
WAZ-AKTION ROLLENDE REDAKTION"Kurze Beine, kurze Wege" steht auf dem Plakat geschrieben, das an der Dürerschule aufgehängt wurde. Schüler, Lehrer und Eltern setzen sich vehement für den Erhalt der einzigen Gemeinschafts-Grundschule in Borbeck ein, und auch den ortsansässigen Politikern war kein Weg zu weit, um am WAZ-Mobil Eintracht in der Sache zu demonstrieren.
"Die Vorlage des Schulverwaltungsamtes kam für uns alle überraschend", erklärt Rektorin Ingrid Schafberger und hebt den integrativen Charakter der offenen Ganztagsschule mit einem Migrantenanteil von 60 Prozent hervor: "Bei uns findet das soziale Lernen in besonderer Weise statt. Wir versuchen, die Kinder in ihrer Eigenart zu fördern, wir versuchen, die kulturellen Eigenarten im Unterricht zu übernehmen. Das muss sehr ernst genommen werden."
Wolfgang Sykorra, bis vor einem Jahr Direktor des benachbarten Gymnasiums an der Prinzenstraße, ist voll des Lobes über die Arbeit, die an der Dürerschule gemacht wird. "Im positiven Sinne ist sie eine positive Pisa-Schule. Dem Problem der Integration widmet sie sich in vorzüglicher Weise", so der Vorsitzende des Borbecker Bürger- und Verkehrsvereins. Vater Erol Bayraki, der ein Kind auf der Schule hat, bestätigt: "Auf einer anderen Schule hätten ausländische Kinder viele Probleme", sagt der Türke.
Die ausufernden Kosten für die Dachsanierung sieht CDU-Ratsherr Klaus Diekmann als Knackpunkt. "800 000 bis eine Million Euro müssen wir veranschlagen", glaubt das Bauausschuss-Mitglied mit Blick auf ein zu schürendes Gesamtpaket inklusive Turnhalle. "Dass das Dach saniert werden muss, haben wir gewusst", sagt Jutta Eckenbach, schulpolitische Sprecherin der CDU-Ratsfraktion, und fordert, die Kosten notfalls über die Schulpauschale aufzubringen. Die Schulpauschale ist das Geld, das das Land den Städten zur Instandsetzung ihrer Gebäude überweist. Ihr Fazit: "Es gibt gute Chancen, dass die Dürerschule erhalten bleibt."
Nach unbestätigten Angaben will ein örtliches Familienunternehmen die Sanierungskosten für das marode Dach übernehmen, die derzeit auf 200 000 bis 400 000 Euro geschätzt werden. Damit wäre der Schulbetrieb fürs Erste gerettet.
Alle Parteien seien sich einig, dass die Dürerschule erhalten bleiben muss, betont Bezirksvorsteher Helmut Kehlbreier. Wolfgang Sykorra mahnt allerdings zur Eile: "Die Entscheidung ist lange hinausgezögert worden. Es muss nun schnellstens etwas passieren." Entgegen ersten Ankündigungen wird sich der städtische Schulausschuss in seiner kommenden Sitzung (13. Juni) nun doch nicht mit dem Thema Dürerschule beschäftigen.
Als "Schildbürgerstreich" bezeichnet Barbara Rienas, Mitglied der Linken in der Bezirksvertretung, das Schließungspapier der Verwaltung. "Es sind doch schon 400 000 Euro Renovierungskosten in die Schule geflossen."
"Die Schulverwaltung hat mal wieder von oben herab entschieden, ohne sich vorher Gedanken zu machen", bemerkt die eigens aus Huttrop angereiste Simone Oostland, die sich über den Petitionsausschuss in Düsseldorf erfolgreich für die Eigenständigkeit der Schwanenbuschschule eingesetzt hat. Simone Oostland gehört zur "Aktionsgemeinschaft Essener Grundschulen", einer stadtweiten Elterninitiative.