Der Frauenverein "Ana-Tolia", von mutigen Türkinnen ins Leben gerufen, ist im Essener Norden Ansprechpartner für Opfer von Zwangsheirat, häuslicher Gewalt oder gewöhnlichen Integrationsproblemen
Frauen in verzweifelten Situationen mit eigenen Erfahrungen beistehen und Hilfe leisten - dies ist die Absicht des Frauenvereins "Ana-Tolia". Das Besondere: Der Verein wird von Frauen türkischer Herkunft geleitet. Dehalb ist er insbesondere für Türkinnen in verfahrenen Lebenslagen eine helfende Plattform. Doch nicht nur Landsfrauen soll der Verein ansprechen, vielmehr steht er für Frauen aller Nationalitäten offen. "Die Nachfrage ist sehr hoch", erklärt Nihal Erciyes, zweite Vorsitzende von "Ana-Tolia".
Die Einsatzfelder des Vereins sind deshalb breit gefächtert: Sie reichen von der Vermittlung einfacher Verständigungsprobleme bis zur Hilfe für die Betroffenen von Zwangsverheiratung, Scheidungsfällen oder Trennungssituationen. "In solchen Fällen wird gerade auf türkische Frauen häufig psychische oder physische Gewalt ausgeübt", erklärt Nihal Erciyes. "Daher ist es besonders wichtig, das Selbstbewusstsein der betroffenen Frauen wieder aufzubauen und ihnen die vom deutschen Staat gegebenen Rechte zu erklären." Um dabei professionelle Hilfe zu gewährleisten, arbeitet der Verein eng mit der Polizei, Sozialarbeitern und dem Jugendhilfe-Netzwerk der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zusammen.
Momentan haben die Vereinsmitglieder allerdings mit Schwierigkeiten zu kämpfen. "Unser größtes Problem ist, dass wir keine eigenen Vereinsräume haben", erläutert Nihal Erciyes. "Daher können wir uns nur einmal in der Woche im Stadtteilzentrum ,Kon-Takt' treffen. Das ist aber einfach zu wenig." Zudem gebe es noch keine zentrale Rufnummer. "Bislang haben wir unsere Telefonate mit Hilfesuchenden oft von zuhause aus geführt", so die zweite Vorsitzende. "Wir sind berufstätig. Deshalb kann das keine dauerhafte Lösung sein."
Da viele ausländische Frauen nicht ausreichend deutsch sprechen und verstehen können, sei die Überwindung der Sprachbarriere ebenfalls ein Hauptziel. "Wir setzen uns dafür ein, dass unsere ausländischen Mitglieder die deutsche Sprache lernen", erklärt Nihal Erciyes.
Dadurch, dass die Vereinsmitglieder Tabuthemen wie Zwangsverheiratungen und häusliche Gewalt öffentlich thematisieren, soll die Öffentlichkeit Anteil nehmen. Es gehe auch darum, zwischen den vielfältigen Kulturen, Religionen und Nationalitäten im Essener Norden zu vermitteln.Der Anfang des Jahres gegründete Frauenverein "Ana-Tolia" ist zurzeit noch im Stadtteilzentrum Kon-Takt am Katernberger Markt 4 angesiedelt. Mailadresse:
ana-tolia@web.de