Vier Essener Jugendliche trainieren für die Ruder-Jugend-WM im September in Österreich.Star-Allüren gibt es nicht: Die Boote putzen sie selbstverständlich selbst
SERIE MITMENSCHEN Fußball-Freunde sollten jetzt mal für ein paar Minuten die EM vergessen. Es lohnt sich nämlich, auf vier Essener Jugendliche zu blicken, die sogar eine Weltmeisterschaft vor sich haben.
Dass der Deutsche Ruder-Verband ihnen zur letzten Regatta in Hamburg mal einen Masseur stellte, das fanden sie schon toll. Aber kein abgeschirmtes Hotel mit Polizei am Tor, wegen der Ruhebedürftigkeit? Und kein eigener Koch? "Nein, sie haben uns im Regattahaus in Hügel mal einen Vortrag über gesunde Sporternährung gehalten", sagt Morgan Baumgärtel (18) vom Etuf. Den Rest macht dann Mutter zu Hause.
Morgan rudert seit viereinhalb Jahren. Er besucht, wie er sagt, "eine sportorientierte Schule". Bei Niclas Orlowski, Kettwiger Ruder-Regatta-Verein, ist das ähnlich. Für die Teilnahme an auswärtigen Regatten haben sie halbwegs schulfrei; das Pensum muss natürlich nachgeholt werden, Gleiches gilt für Klassenarbeiten.
Die Mädchen - aber nein! ihren guten Manieren nach muss man wohl "junge Damen" sagen - sind bereits Vize-Weltmeisterinnen: Ronja Schütte (18) vom Essen-Werdener Ruder-Club und Anja Broders (17) vom Kettwiger RR Verein.Trainer ist Peter Seidel vom EWRC, und betreut werden sie zudem noch von EWRC-Ruderwart André Ströttchen.
Die vier Jungtalente starten unter der Flagge des Ruder-Regatta-Vereins (ERRV), in dem sieben Clubs organisiert sind, mit insgesamt 1980 Ruderern in Essen. Wie lebt es sich, als Jugendliche "in den besten Jahren", so zwischen Familie, Schule und Weltmeisterschaft?" "Mit korrekt eingeteilter Zeit", sagt Ronja. Sie ist froh, dass sie jetzt den Führerschein und ein Auto hat: "Da spare ich pro Strecke eine halbe Stunde".
Die Schulzeiten sind unter-schiedlich: Mal ist sie um 14 Uhr zu Hause, mal um 15, mal um 16 Uhr, "und dann macht man noch Hausaufgaben". Danach ist Training, sieben Mal die Woche an sechs Tageh. Auch im Winter. Wenn der See zugefroren ist, geht's in die Halle. Und Star-Allüren gibt's auch keine: Die Boote putzen sie selber.
Anja hat noch keinen Führerschein; die Eltern fahren sie. So ähnlich ist es bei den Jungs: Niclas fährt selbst, Morgan muss sich einstweilen auf die Eltern verlassen oder auf den Bus - wie der Alltag es will.
Fällt die Schule sehr schwer? Ronja überlegt, bevor sie antwortet: "Wenn man beim Sport gelernt hat, diszipliniert zu sein, dann überträgt sich diese Mentalität auch auf die Schule". Und die Schule lobt.