Weil eine Mutter ihren eineinhalbjährigen Sohn nicht beruhigen konnte, soll sie vom Fahrer zum Verlassen des Wagens aufgefordert worden sein. Busfahrer sieht nur "Vorschlag". Chef spricht von "falschem Verhalten"

"Wütend" und "grenzenlos enttäuscht" ist die zweifache Mutter Stefanie Winkelmann nach einer Busfahrt mit der Linie 194. Weil ihr eineinhalbjähriger Sohn im Bus laut schrie, habe ihr der Busfahrer "unmissverständlich klargemacht", dass sie den Bus verlassen müsse. Von "müssen" konnte keine Rede sein, entgegnet dagegen der Fahrer, der für das Essener Unternehmen Meobus arbeitet. Er habe ihr nur einen Vorschlag unterbreitet. Meobus-Chef Mark Mesenhohl räumt aber ein, dass der Fahrer falsch gehandelt hat.

Stefanie Winkelmann war am frühen Mittwochabend am Hauptbahnhof Gelsenkirchen mit Tochter Johanna (4) und Sohn Lukas in den Bus gestiegen. Kaum waren die Türen zu, legte der Anderthalbjährige los - und war von der Mutter nicht zu beruhigen. Ununterbrochen habe er geschrien, sagt die Rotthauserin, der Fahrer berichtet von "Gekreische mit Wutanfällen".

Was dann passierte, darüber gehen die Meinungen auseinander. Fakt scheint, dass sich Fahrgäste beim Fahrer über den Lärm des Kindes beschwerten. Daraufhin habe er gesagt, "dass ich den Bus zu verlassen hätte, wenn ich das Geschrei meines Sohnes nicht in den Griff bekommen würde", so die Frau. Und: "Ich sollte dann doch bitte aussteigen und auf den nächsten Bus warten und hoffen, dass mein Sohn sich bis dahin beruhigt." Noch vor ihrem Ziel stieg die Frau "freiwillig" aus - wegen der anspannten Atmosphäre im Bus, sagt sie weiter. Nach Hause sei sie zu Fuß gegangen.

Dem Busfahrer tut es leid, "dass die Situation so ausgegangen ist". Er erinnert sich an eine für ihn "sehr unangenehme Situation". Nach dem Protest einiger Fahrgäste habe er angehalten, sich umgedreht "und der Mutter gesagt, sie solle doch bitte aussteigen, um das Kind zu beruhigen und dann mit dem nächsten Bus weiterfahren." Auf diese Weise, so seine Überlegung, könne sie "die Situation" vielleicht in den Griff kriegen. Als direkte Aufforderung zum Ausstieg versteht er das nicht.

Mark Mesenhohl, Juniorchef des Unternehmens Meobus, das im Auftrag der Evag fährt, kennt der Fahrer als "sehr besonnenen Mann". Am besten wäre es freilich gewesen, wenn der Fahrer "gar nichts gesagt hätte". Darüber will er den Mann belehren.