Essen. Seit 70 Jahren stellt eine kleine Essener Firma ein naturreines Kräuterprodukt her. Und der Absatz von Soli-Öl steigt.
Es gibt sie noch, die gute Dinge: Dass ein Essener Traditionsprodukt mit dem etwas sperrigen Namen „Soli-Chlorophyll-Öl S 21” im Sortiment eines Einzelhandelsunternehmens auftaucht, dessen eben zitiertes Motto in der Tat auch (Qualitäts)-Programm ist, gleicht einem Ritterschlag. Anders gesagt: Es ist eigentlich nur eine späte Bestätigung dessen, was Stammkunden seit nunmehr 70 Jahren unverändert schätzen.
Die nennen es dann auch einfach Soli-Öl oder Reinecke-Öl. Denn so hieß der Erfinder der Originalrezeptur dieses „naturreinen Kräuteröls”, das Erich Reinecke 1939 auf den Markt brachte. Damals, im noch von Bergbau und Schwerindustrie geprägten Ruhrgebiet, wollte der „staatlich anerkannte Heilkundige” (was dem heutigen Heilpraktiker entsprach), ein Mittel kreieren, das einem medizinischen Rundumschlag gleichkam. Atemwegserkrankungen, Gelenkschmerzen, Schlafstörungen, Verspannungen, Unannehmlichkeiten und kleine Wehwehchen des Alltags: Gegen all das ist auf jeden Fall ein Kraut gewachsen, wusste Erich Reinecke. Und weil der Kräuterkundige seinen Kunden nicht viele Fläschchen auf einmal an die Hand geben wollte, machte er sich auf die Suche nach einem ausbalancierten Verhältnis der naturreinen Zutaten. Am Ende stand ein Erfolgsrezept aus 18 naturreinen ätherischen Ölen sowie Mistel-, Chloropyll- und Weizenkeimöl. Ein Alleskönner sozusagen.
Noch heute wird wie vor 70 Jahren von Hand gemischt. Herzstück sind die beiden alten 200-Liter-Tongefäße. Darin verührt Karin Ziegler mit einem riesigen Holzquirl die kostbaren Zutaten in stets gleichem Verhältnis. Ganz so, wie es Erich Reinecke festlegte. Konservierungsmittel, Wasser, Alkohol? „Alles absolut tabu. Soli-Öl ist und bleibt naturrein”, sagt Karin Ziegler. Seit dem Tod von „Solimann” Erich Reinecke 1991 ist sie die Chefin des kleinen Unternehmens an der Oberstraße in Rellinghausen. Das Ladenlokal wirkt freundlich und übersichtlich. Es ist ungewohnt, wenn sich alles nur um ein Produkt dreht. Konzentration aufs Wesentliche eben.
Was sich im Laufe der Jahre änderte, sind die gesetzlichen Vorschriften. Laut Gesetzgebung dürfen Produkte wie Soli-Öl und Co. nicht mehr als Heilmittel deklariert werden. „Auch die Hinweise auf innere Anwendung in warmer Milch oder Wasser, die man früher gegen Magenunwohlsein beifügte, mussten verschwinden”, erklärt Karin Ziegler. Mit der Bezeichnung „Wellness-Produkt” kann sich die studierte Zanhmedizinerin dagegen durchaus anfreunden.
Wie sie zur „Solifrau” wurde? Ganz einfach: Über das Produkt selbst. Als die Familie mit damals kleinem Sohn immer mehr Soli-Öl brauchte, lernte sie Erich Reinecke kennen. Später half sie beim Vertrieb, übernahm das Geschäft 1991. Trotz steigenden Absatzes ist die „Soliform Erich Reinecke GmbH” auch heute noch ein Ein-Frau-Betrieb, mit einer Hilfe im Vertrieb . . .