In der Neujahrsnacht wird ein junges Paar auf den Bahngleisen von einem Zug überfahren.Die schlechte Sicht stoppt auch Busse und Taxis: Tausende Partygäste kommen zunächst nicht nach Hause Feuerwehr beklagt zunehmenden Vandalismus mit Raketen und ...
... Krachern Eine insgesamt unruhige Neujahrsnacht haben gestern Feuerwehr und Polizei gemeldet. Die Zahl der Notfall-Einsätze lag mit 179 deutlich höher als in der Neujahrsnacht im Vorjahr (145 Einsätze). "Die häufigsten Einsatzgründe", teilte gestern die Feuerwehr mit, "waren Verletzungen in Folge von übermäßigem Alkoholgenuss, Stürzen oder Schlägereien". Die Polizei meldete 90 Fälle von Körperverletzungen.Weiter steigend ist die Zahl der Silvester-Einsätze in der Kategorie "Brandschutz". Insgesamt 42-mal musste die Feuerwehr einen brennenden, öffentlichen Papierkorb oder Altpapiercontainer löschen. Immer war es Brandstiftung, großteils ausgelöst durch Feuerwerkskörper. "Im Vorjahr wurden nur 16 Containerbrände bekämpft", teilte die Feuerwehr mit. "Diese Steigerung ist besonders erschreckend, handelt es sich ausschließlich um Vandalismus."Zwischen Mitternacht und drei Uhr früh waren sämtliche Löschfahrzeuge der Essener Feuerwehr im Einsatz. Teilweise mussten die Kollegen der "Freiwilligen Feuerwehr" mit aushelfen.Die Zahl der Verkehrsunfälle hielt sich trotz des Nebels in Grenzen. Zahllose Bürger, die nicht nach Hause kamen, riefen in ihrer Verzweiflung einfach die "110'" an. Doch viel ausrichten konnte die Polizei nicht. Am gestrigen Vormittag gegen zehn Uhr, als sich der Nebel nur langsam lichtet, weist an der Kreuzung Steeler Straße/Franziskanerstraße keine Spur mehr darauf hin, dass nicht weit von hier vor wenigen Stunden zwei Menschen ums Leben gekommen sind. Nur ein Erste-Hilfe-Handschuh aus dünnem Latex, der zwischen Böller-Resten und kaputten Sektflaschen auf dem Asphalt liegt, ist ein möglicher Hinweis darauf, dass hier Notärzte und Rettungssanitäter einen schweren Einsatz hatten.
Einen Einsatz, der nichts mehr brachte. Der Bahndamm ist zwar mit einem Zaun gesichert, doch wer will, kommt von dieser Kreuzung aus sehr leicht auf die Gleise.
Diese folgenschwere Entscheidung hatten in den ersten Stunden des neuen Jahres ein Mann (20) und eine Frau (25) aus Wuppertal getroffen. Von einer Party kamen sie, und offenbar wollten sie sich Wegstrecke sparen. Also erklommen sie den Bahndamm. Der Regionalexpress 10101 in Richtung Bochum, der um 3.53 Uhr vom Essener Hauptbahnhof losgefahren war, riss das Paar mit. Beide Opfer starben noch am Unfallort, heißt es.
Die Opfer dürften den Zug erst viel zu spät gesehen haben: "Zur Tatzeit betrug die Sichtweite unter zehn Metern", erklärte gestern Morgen ein Polizeisprecher. "Der Lokführer merkte den Aufprall, bremste sofort, doch es war zu spät." Die Strecke wurde mehr als eine Stunde lang gesperrt. "Starker Nebel hat auch schallschluckende Wirkung", erklärte ein Sprecher der Bundespolizei. Deshalb dürften die Opfer den Zug auch lange Zeit nicht gehört haben. "Eine Mütze oder Kapuze hat dann zusätzliche Wirkung", so der Sprecher der Bundespolizei.
Feuerwehr und Rettungsdienst konnten nichts mehr ausrichten. Zwanzig Minuten nach dem Unglück waren die Rettungskräfte vor Ort. Der Nebel behinderte auch sie bei ihrer Arbeit. Die Leichen wurden in graue Plastikfolie verpackt und auf Bahren abtransportiert.
Die Untersuchung der Rechtsmedizin soll am heutigen Tag klären, welche Rolle der Alkohol bei diesem Unglück gespielt hat. Ein "Fremdverschulden", wie es im Polizeijargon heißt, wurde gestern bereits ausgeschlossen.
Immer wieder warnt die Bundespolizei vor den Gefahren an Schienennetzen. Im Jahr 2005 registrierte man sieben tödliche Unfälle auf Essener Gleisen.
Der dichte Nebel hatte Auswirkungen auf das komplette Stadtgeschehen in der Neujahrsnacht. Ab zwei Uhr früh stellte die Evag den Betrieb ihrer Busse weitgehend ein. Auch die Taxizentralen schickten keine neuen Fahrzeuge mehr hinaus. Nur "mit Glück", so eine Sprecherin, war noch ein Taxi zu ergattern. Der Nebel war einfach zu stark, die Sicht zu schlecht.
Über mehrere Stunden ging nichts mehr. Tausende Partygäste kamen zunächst nicht nach Hause.
Im Hauptbahnhof drängelten sich die Rückkehrer bis in die Morgenstunden - gestern wurde Kritik laut, dass es keine Durchsagen gegeben habe.-MarS