Erfolgreiche Uraufführung des neuen Werks von Kurt Schwertsik in der Philharmonie. Trompeter Hakan Hardenberger als Solist

Ein Abend explosiver Energie: Das Niederösterreiche Tonkünstler-Orchester unter der Leitung seines jungen estländischen Dirigenten Kristjan Järvi kam mit einem Sack voll des schönsten musikalischen Feuerwerks in die Philharmonie. Dabei brachte das Ensemble auch gleich einen brillanten, weltbekannten Trompeter mit, der diese farbigen Leuchtkugeln und Sterne zum rechten Funkeln brachte - den Schweden Hakan Hardenberger. Man muss kein Fan der Neuen Musik sein, aber dieser Abend brachte die Zuhörer zum Bravo-Rufen.

Diese Musik, so neu sie war, hatte dennoch nichts Schrilles, Schräges oder Serielles an sich. Packend und aufrührerisch war sie trotzdem. Sie arbeitet mit Mitteln der Spätromantik, mit der rhythmischen Energie des Minimalismus, mit modalen Skalen und Harmonien - außerhalb der Zwölftönigkeit, die zu dieser Zeit in Europa das Sagen hatte. Die Rede ist von John Adams' Werk "Slonimskys Earbox", einer Art Hommage auf den Komponisten und in den USA lange Zeit führenden Musikwissenschaftler Nicholas Slonimsky, der sich harmonisch und rhythmisch auf den Spuren Strawinskys bewegte. So auch John Adams mit seinem Werk, einem eruptiven, kurzen Opus, das den großen Orchesterapparat samt Trompeter sowie Pianisten motorisch und emotionell aufs Höchste fordert.

Nach diesem viel versprechenden Anfang ging es auf gleichem Niveau weiter: Kurt Schwertsiks "Divertimento per tromba ed orchestra", op. 99, ein Auftragswerk der Philharmonie Essen und des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich, erfuhr seine brillante Uraufführung. Klangfarbig und klangopulent, rhythmisch akzentuiert und mitreißend ließ sich das Werk des 72-jährigen, in seinem Heimatland Österreich meistgespielten zeitgenössischen Komponisten erleben.

Jenseits dem Diktat der atonalen Avantgarde hörte man raffinierte Dialoge zwischen einer singenden und springenden Trompete und Orchester, hörte man Kapriziöses, rhythmisch Feuriges wie Melodisches, Klangfarbiges wie bei Meister Igor Strawinsky, mit dessen "Petruschka" dann auch folgerichtig der Abend beschlossen wurde - mit seinen grotesken, farbigen Bildern, motorisch hämmernden Rhythmen und kaleidoskopartigen Szenen.

Viel Applaus gab es da. Hakan Hardenberger darf man übrigens am 21. Mai 2008 wieder in der Philharmonie erleben, Kurt Schwertsik auch: Im RWE-Pavillon am 11., 12. und 13. Januar. DG