Noam Zur, neuer 1. Kapellmeister am Aalto-Theater, dirigiert nach "La Bohème" jetzt mit "Tosca" dort seine zweite Puccini-Oper. Der gebürtige Israeli war Assistent von Pierre Boulez und stellvertretender GMD in Heidelberg

Zwar ist Noam Zur erst ab August offiziell neuer 1. Kapellmeister am Aalto-Theater. Dennoch hinterließ er bereits erste Spuren bei der Wiederaufnahme von "La Bohème" im Dezember. Ab Samstag steht der gebürtige Israeli wieder mit Puccini am Pult der Philharmoniker. Jetzt dirigiert er die Wiederaufnahmeserie von "Tosca" in der Inszenierung von Christine Mielitz, die schon elf Jahre auf dem Buckel hat - und trotzdem noch packt.

Zwei Mal publikumswirksame Zugpferde des Repertoires, zwei Mal italienische Oper der vorletzten Jahrhundertwende. Dabei sieht Noam Zur - bisher jedenfalls - seinen musikalischen Schwerpunkt in der so genannten zweiten Wiener Schule. Schönberg, Berg, Webern oder auch Alexander Zemlinsky: Das ist die Welt, die ihn fasziniert und die auch bei Diplomarbeit und Abschlusskonzert in Tel Aviv im Mittelpunkt stand. Eine Epoche, die den Dirigenten nicht nur musikalisch, sondern auch geistesgeschichtlich und wissenschaftlich beschäftigt. Seine erste Oper hat er erst vor drei Jahren dirigiert. "Bei ,Traviata' stand ich das erste Mal im Orchestergraben", erinnert sich der 26-jährige. Damals kam die Anfrage, ob er in fünf Tagen die Aufführung übernehmen könne. Zur sagte zu. Offensichtlich mit Erfolg. Das war dann der Startschuss als Kapellmeister in Heidelberg, in einem neuen, jungen Team, das seither von sich reden macht. In Heidelberg übernahm er klassische Repertoirestücke, brachte aber mit Johannes Maria Stauds "Berenice" und Daniel Catans "Florencia en el Amazonas" auch zeitgenössische Werke heraus. Er war Assistent von Pierre Boulez, Berater und Dirigent beim "Composer Project" der Lucerne Festival Academy.

Mit Musik wuchs Zur auf, in Israel, Deutschland, den USA. Als er drei Jahre alt war, kam die Familie nach Herdecke. Beide Eltern sind Musiker, spielten in den Orchestern von Bochum, des Hessischen Rundfunks oder dem Israel Philharmonic. Auch wenn er ab Herbst etwa 50 Abende in Essen leitet: Gastspiele gehören weiter zu Noam Zurs Profil. So in Israel, beim Serbischen Musikfestival in Belgrad oder im rumänischen Klausenburg. Dort mit einem Zyklus der zweiten Wiener Schule.In der Wiederaufnahme von Puccinis "Tosca" am Samstag, 5. April, 19 Uhr singen Galina Shesterneva (Tosca), Evan Bowers (Cavaradossi) und Kàroly Szilagyi (Scarpia). Weitere Termine: 16. & 18. April sowie am 3. Mai. Info und Karten unter Tel: 81 22 200