Manfred Peters ist in seinem 22. Jahr als Schöffe am Landgericht tätig. In zahlreichen Prozessen hat der Rentner als ehrenamtlicher Richter gesessen und über Urteile mitentschieden. Ende des Jahres muss er das Ehrenamt aufgeben
Es ist seine letzte Amtszeit als Schöffe. Sein letztes Jahr am Landgericht. Mit 70 Jahren muss Manfred Peters seine imaginäre Richterrobe an den Nagel hängen. Nach 22 Jahren in diesem Ehrenamt. Gerne würde er noch weiter machen, doch mit 70 ist für ehrenamtliche Richter Schluss bei Gericht.
Durch einen Aufruf in der Zeitung war Manfred Peters darauf aufmerksam geworden, dass die Stadt Schöffen sucht. Das war 1975. Kurzum meldete er sich dort. "Ich wollte etwas für die Öffentlichkeit tun", erzählt der pensionierte Obervermessungsrat. Seitdem hat er viele Perioden mitgemacht. Hat sich auch nach den vorgeschriebenen Pausen von vier Jahren immer wieder für das Amt gemeldet. Und über Jahre "eine Menge Erfahrung gesammelt".
Diebstahl, Einbruch, Mord. Manfred Peters war schon bei etlichen Prozessen als ehrenamtlicher Richter tätig. "Man bekommt Einblicke in das Leben vieler Menschen", sagt er. Und jedes Mal aufs Neue wurde er sich seiner Verantwortung und seines Einflusses gegenüber den Angeklagten bewusst. Denn die Stimme der beiden Schöffen, die bei jeder Verhandlung anwesend sein müssen, zählt bei einem Urteil genauso viel wie die eines Berufsrichters. "An manchen Tagen fragt man sich anschließend: Hab' ich richtig entschieden?" Aber oft seien die Beweise und Aussagen der Zeugen eindeutig. Dass Schöffen und Richter sich nicht einig sind, habe er nur einmal erlebt.
Worum es in einem Fall geht, erfährt ein Schöffe immer erst am Verhandlungstag, wenn die Staatsanwaltschaft die Anklage vorliest. An einen Fall kann sich der Rentner noch besonders gut erinnern. Für den musste der Vater von vier Kindern sogar seinen Grömitz-Urlaub unterbrechen. "Da bin ich dann nachts nach Essen gefahren, um montags am Gericht zu sein", erinnert er sich. Ein Mann war angeklagt, in Essen fünf Frauen umgebracht zu haben. Doch an diesem Tag wurden nur die weiteren Termine festgelegt. "In der Prozessordnung steht, dass ein bestimmter Rhytmus zwischen den Sitzungstagen eingehalten werden muss", erklärt der 70-Jährige. Und ohne die Schöffen läuft eben nichts bei Gericht.
Beruflich hatte Manfred Peters eigentlich nie etwas mit der Juristerei zu tun. Er studierte Ingenieurwesen und schlug später die Beamtenlaufbahn ein. Seine Familie hat sich längst an den "Nebenjob Schöffe" gewöhnt. "Meine Frau fragt schon mal nach, wie es war", erzählt er. Und wenn die Enkel einmal groß genug sind, wird er auch ihnen vom Gericht erzählen.
Wenn Peters am Ende des Jahres sein Ehrenamt niederlegt, wird ihm etwas fehlen. Doch dann wird er vielleicht mehr Zeit haben für sein anderes Hobby, das er seit 15 Jahren betreibt: Ahnenforschung.