Psycho-Gutachten über den Deutschrussen, der seine Ehefrau erstochen haben soll

Vereinsamt, rechthaberisch, von hoher Intelligenz: So zeichnen am dritten Prozesstag die Psycho-Gutachter den Deutschrussen Arkadi B. (65), der vor dem Schwurgericht beschuldigt wird, seine Ehefrau Lydia am 8. Juni in Frintrop mit sechs Stichen getötet zu haben. Er selbst bestreitet das.

Der Maschinenbauingenieur heiratete seine Ehefrau 1965. Psychologe Boris Schiffer erinnert daran, dass Arkadi B. als Deutschstämmiger in der Kindheit gehänselt wurde. Vielleicht sei dies ein Grund für seine einzelgängerische Persönlichkeit. Der mit einem IQ von 130 sehr intelligente Mann habe später kaum soziale Kontakte gehabt.

Die berufliche Anerkennung, die er in Russland gefunden hatte, blieb ihm in Deutschland nach der Umsiedlung 1999 versagt. Schiffer: "Hier konnte er nicht Fuß fassen." Entsprechend traf es ihn, als seine Frau ihn Ende 2000 heimlich verließ und eine eigene Wohnung nahm. Sie litt unter der starken Eifersucht ihres Mannes. "Zu Gefühlen ist von ihm nichts zu erfahren, weil er keinen Zugang zu ihnen hat", erläutert Psychiater Norbert Leygraf die Persönlichkeit des Angeklagten. Von einem hirnorganischen Abbau spricht der Arzt. Dieser könne für Veränderungen der Persönlichkeit verantwortlich sein. Leicht reizbar sei der Angeklagte so geworden. Dass er von sich selbst sehr überzeugt sei, habe sich zur Rechthaberei verstärkt. Da auch seine Frau im Streit "die Flamme nicht kleingehalten, sondern angefacht" habe, sei davon auszugehen, dass B. sich nur eingeschränkt steuern konnte; vermindert schuldfähig also.

"Ich bin kein Unschuldslamm, aber ich habe meine Frau nicht getötet. Ich hoffe auf die Gerechtigkeit", sagt Arkadi B.. Tränen schießen ihm in die Augen. Am 20. Dezember soll plädiert und ein Urteil verkündet werden. -ette