Meldung über Paß' angeblichen Verzicht auf Altenessener Wahlkreis irritiert
Wer die nackte Nachricht las und die zuweilen verwirrenden Verhältnisse in der Essener SPD einen Moment lang nicht mitdachte, stutzte am Montagmorgen bei der WAZ-Lektüre: Reinhard Paß, der designierte Oberbürgermeister-Kandidat der Sozialdemokraten, trete bei der kommenden Kommunalwahl nicht mehr im Altenessener Wahlkreis für die Partei an, stand da zu lesen.
Gezeichnet hatte die Meldung der Altenessener Ortsvereinsvorsitzende Willi Nowack. Obwohl man in maßgeblichen Teilen der Essener SPD glaubte, die "Nowackei" ein für allemal überwunden zu haben, kommt man an der Tatsache nicht vorbei, dass der 57-Jährige wieder auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Nowack, einst Landtagsabgeordneter und Essens wohl einflussreichster Kommunalpolitiker, ist zwar rechtskräftig wegen Insolvenzverschleppung und Vorteilsnahme verurteilt, wurde nach einem Eklat parteiintern mit einer einjährigen Ämter-Zwangspause belegt und von der Führungsriege um Paß unmissverständlich zur Unperson erklärt. Das alles änderte aber nichts daran, dass Nowack weiter Rückhalt in seinem Ortsverein Altenessen genießt, dessen Vorsitzender er seit Jahresbeginn wieder ist.
Die Pressemeldung über Paß' angeblichen Wahlkreis-Verzicht gibt einen Vorgeschmack auf die Scharmützel der kommenden Monate. Hintergrund: 2003 hatte Paß auf dem Nominierungsparteitag nur deshalb für den Altenessener Wahlkreis kandidiert, um Nowack zu verhindern. Ein Parteitag kann hier den Personal-Vorschlag eines Ortsvereins überstimmen. Nun hatte Nowack listig bei Paß mit einer Erklärungsfrist anfragen lassen, ob er wieder bei ihm antreten wolle. Paß will sich vor dem Parteitag im November jedoch gar nicht erklären.