Essen. Bis 2012 wird die Folkwang Hochschule in der ehemaligen Werdener Abtei für etwa 20 Millionen Euro saniert sein. Auch nach dem verheerenden Brand und anstehendem Bibliotheksneubau soll der Zeitplan eingehalten werden
Für die nächsten vier Jahre gehören Bauleute, Gerüste und schweres Gerät weiter zum Alltag der Folkwang Hochschule. Dann mischen sich Bagger- und LKW-Gebrumm oder das Kreischen von Sägen mit Vokalisen künftiger Sänger oder den Klängen von Klavier und Streichern. Idylle passé, jedenfalls bis 2012. Dann sollen die Sanierungsarbeiten und der Neubau der Bibiliothek abgeschlossen sein. Über 20 Millionen Euro werden bis dahin aus Landesmitteln aber auch von hochherzigen Stiftern geflossen sein.
Denkmalschutz und Lehrbetrieb vereinen
Für den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) ist Folkwang derzeit die größte Baustelle des Landes, auf der sich Denkmalgeschütztes der ehemaligen Abtei (die unter den Preußen auch als Gefängnis herhalten musste) mit den höchsten Anforderungen einer modernen Hochschule für Musik und Kunst verbindet.
Dass dies harmonisch und vor allem zum Vorteil für die Studierenden möglich ist, zeigt sich bereits eindrucksvoll im umgebauten Ballettflügel. Der Nordtrakt des barocken Abteigebäudes birgt neben Unterrichtsräumen vor allem drei wunderbar lichte Probensäle mit Tanzboden und speziellem Lüftungssystem, das für gutes Raumklima ohne Zugluft sorgt. Die etwa 100 Tanz-Studenten wird's freuen, hält sich doch so die Gefahr der Verkühlung in Grenzen. Die Nachricht: Seit September wird dort (wieder) getanzt.
Umbau im Zeitplan
Die zweite gute Nachricht: "Wir sind im Zeitplan", sagen Folkwang-Kanzler Michael Fricke und Armin Lövenich, Leiter des BLB Duisburg. Das scheint auf den ersten Blick erstaunlich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Brand im Ostflügel vom Februar einen bereits sanierten Teil der Hochschule schwer in Mitleidenschaft gezogen hat.
Dort, im flacheren Gebäudeteil gegenüber des Kirmesplatzes, schützt ein Riesendach die Räume darunter vor Regen und Unwetter. Als "Haus über dem Haus" spannt sich ein Gerüst mit Planen wie eine lichte Bahnhofshalle. Der Brandgeruch indes hängt immer noch in den darunterliegenden Fluren. "Ein Drittel der Bausubstanz war dort zerstört", sagt Projektleiter Peter Brückner.
Einblicke in die Bausubstanz
"Phantom of the Opera": Ein angekohltes Musical-Plakat hängt noch bei der engen Treppe, die zum Dachstuhl führen würde, wenn es ihn noch - oder schon wieder - gäbe. Dafür gibt's Blicke in Mauerschlitze oder in Längsschnitte eines halben Daches, die man so wohl kaum wieder sehen wird. In einem Jahr wird es im neuen Dachgeschoss einen Computerraum, ein Hörlabor und 30 bis 40 Arbeitsplätze für das so genannte E-Learning geben.
Brückner, aber auch der Kanzler geben sich zuversichtlich. Und in der Tat: Verglichen mit dem Westflügel und dessen noch zu sanierendem Riesendach (später: Orgelsaal) wirkt der Ostbau geradezu übersichtlich. Westbau und Verwaltungsflügel im Süden werden entgegen ursprünglicher Planung erst von außen saniert: Dach, Fenster, Fassade. Denn die neue Bibliothek, die bis 2010 fertig sein soll, würde wegen der Nähe zum Südflügel die Außenarbeiten extrem erschweren.
Folkwang zukünftig "barrierefrei"
Besonders stolz ist man in Hochschule und BLB darüber, dass Folkwang künftig auch das Label "Barrierefrei" erhält. Rampen und Aufzüge nivellieren behindertengerecht die Höhenunterschiede auf diesem historisch gewachsenen Gelände. Nur über den Innenhof macht man sich derzeit noch keine Gedanken. Der soll aber "schön" werden.