Zwölf Meter über Zollverein wird schon die Eröffnungs-Ausstellung aufgebaut. "Gold vor Schwarz" heißt die Präsentation des Domschatzes im spannendsten Gebäude der Stadt

Fast unendliche Weiten: Museumschef Prof. Ulrich Borsdorf (rechts) und Heinrich Theodor Grütter in der 17-Meter-Ebene, wo die Gegenwart des Ruhrgebietes in 20
Fast unendliche Weiten: Museumschef Prof. Ulrich Borsdorf (rechts) und Heinrich Theodor Grütter in der 17-Meter-Ebene, wo die Gegenwart des Ruhrgebietes in 20 "Phänomenen" dargestellt werden soll. Fotos: WAZ, Arnold RennemeyerGroße Deutsche im Depot vereint: Büsten von Bismarck (vorn) und Goethe.Licht-Leitung: Das gigantische Treppenhaus der Kohlenwäsche leitet die Besucher von oben nach unten durch die Ausstellung.Urtier, eingesperrt: Das Wollnashorn wird ebenso zu sehen sein wie Schwämme aus der Kreidezeit.Aufbau für den Domschatz: Auf der 12-Meter-Ebene sind die Sockel für die Kostbarkeiten schon angeliefert worden. Mitte September kommt der Schatz selbst. © WAZ

SCHWERPUNKT DAS NEUE RUHRMUSEUM Vor fast genau acht Jahren hat Prof. Ulrich Borsdorf dem Kulturausschuss seine Vision eines Museums für das Ruhrgebiet auf Zollverein getragen. Jetzt schaut der Chef des Ruhr-Museums sich um in der Kohlenwäsche und reibt sich immer mal wieder die Augen. "Kaum zu glauben, dass das Museum im Computer schon komplett eingerichtet ist." Die Planung ist abgeschlossen bis auf die letzte Vitrine. Jetzt wird auf- und eingeräumt. Am 17. Oktober wird das Museum mit einer Präsentation des Domschatzes eröffnet: "Gold vor Schwarz." Versicherungswert: 100 Mio E. Fehlen werden nur die Goldene Madonna und der siebenarmige Leuchter.

Auf 4700 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird dann mit rund 5000 Exponaten immer noch nur etwas mehr als ein Promille des Museums-Schatzes zu sehen sein. Aber in welch einem Rahmen! "Das Haus ist unser Objekt Nummer Eins", sagt Borsdorf begeistert. Die Kohlenwäsche mit ihren von Megatonnen Gestein gezeichneten Innenwänden, ihren gewaltigen Maschinen und ihrer Vielzahl von Bunkern bietet einen ähnlich spektakulären Rahmen wie die Kokerei seinerzeit für die Präsentation von "Sonne, Mond und Sterne". Die Ausstellung selbst wird nicht so sehr auf Aha-Effekte setzen wie einst nebenan. "Wir müssen erklären und erzählen", sagt Marketing-Mann Heinrich Theodor Grütter. "Und zwar auch einer neuen Generation, die noch nie einen Bergmann oder einen Hochofenanstich gesehen hat." Außerdem müssen die Planer "den Proporz mitdenken": Das Haus ist ein Regionalmuseum für das Ruhrgebiet. Die Geschichte der Hansestadt Dortmund wird ebenso erzählt wie die der Mercatorstadt Duisburg.

Vor allem aber (er)zählen die gemeinsamen Wurzeln. "Stellen Sie sich vor", sagt Borsdorf, "Sie schauen unter die Fassade der Stadt herunter bis auf die Meerestiere der Kreidezeit und die Kohle darunter." Das Haus wird das "Schauspiel der Industriegeschichte" in fünf Akten aufblättern und am Ende Anworten anbieten auf die Frage: Was ist das Ergebnis der 150 Jahre Industrie an der Ruhr?

Dies alles entsteht mit einem Aufwand von 7,6 Mio E und wird bespielt mit einem Etat von 6 Mio E Betriebskosten. "Wir müssen den Umgang mit diesem Gebäude erst lernen", sagt Borsdorf. Zahlreiche Möglichkeiten sind noch kaum genutzt. So hat die Kohlenwäsche jetzt eine geschützte Direktverbindung in die Veranstaltungshalle 12. Viele Wege müssen sich noch finden im spannendsten Gebäude der Stadt.Ebenen der Kohlenwäsche:

0 m: Depot 6 m: Geschichte 12 m: Gedächtnis und Wechselausstellungen 17 m: Gegenwart 24 m: Besucherzentrum 30 m: Portal der Industriekultur 38 m: Dachterrasse, Erich-Brost-Pavillon