Essen. Sie sind bemüht und freundlich wie immer. Doch wenn man in diesen Tagen mit einem Batzen Geld einen Banken-Rundgang in der Essener City macht, dann äußern die Kundenberater auch mitfühlend ihr Bedauern: Sie können Sparern nur Magerzinsen anbieten. Auch bei Krediten ist die Lage mau.

„Wir sind leider in einer extremen Niedrigzinsphase”, sagt eine Bankkauffrau entschuldigend, als sie die hauseigenen Zinssätze aufzählt. Ein Banker rät: „Ich würde bei so geringen Erträgen nichts langfristig anlegen, sondern es schnell verfügbar parken, um dann später bei guten Angeboten zuzuschlagen.”

Gute Angebote sind Mangelware

Doch gute Angebote sind Mangelware: Um einen Zusammenbruch der Wirtschaft zu verhindern, überfluteten die Notenbanken nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers vor einem Jahr weltweit die Märkte mit billigem Geld. Und das spürt jetzt jeder Bürger: Die Sparzinsen gehen immer weiter in den Keller – waren es vor einem Jahr deutschlandweit im Schnitt noch 3,55 Prozent für täglich verfügbares Kapital, so kann man nun froh sein, wenn eine 1 vor dem Komma steht.

Für Tagesgeld, also stets abhebbares Erspartes, gibt es bei der Deutschen Bank in Essen nur 0,35 Prozent, bei der SEB sogar erschreckend wenige 0,3 Prozent. Die Geno-Bank bietet 0,5 Prozent an – es sei denn, man bringt mehr als 125 000 Euro mit, für die man dann 1,25 Prozent spendiert. In der Sparkasse ist man mit 0,8 Prozent dabei, bei der Commerzbank mit einem Prozent (ab 5000 Euro). An der Spitze der kleinen WAZ-Stichprobe steht die Sparda-Bank mit 1,15 Prozent (ab 5000 Euro).

Keine Billig-Darlehen

Wer angesichts solch niedriger Sparzinsen nun glaubt, der kauffreudige Bürger würde mit Billig-Darlehen belohnt, der wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er die Dispozinsen auf Girokonten betrachtet. Deutschlandweit lagen die Zinssätze vor einem Jahr im Schnitt bei 12,2 Prozent – und jetzt liegen sie mit 11,6 Prozent kaum darunter.

In Essen nehmen die Sparkasse sowie die Geno-Bank derzeit immer noch 13,25 Prozent für den schnellen Kontokredit, die Deutsche Bank 12,75 Prozent sowie die SEB 12,55 Prozent. Vergleichsweise gut stehen da noch die Commerzbank und die Sparda-Bank mit 11 Prozent da. Überzieht man seine Dispo-Grenze, muss man bei allen Banken gar vier bis fünf Prozent Strafzinsen zusätzlich berappen.

"Nichts ist so teuer wie ein Dispo"

Gibt man der Bank also 10 000 Euro bei täglicher Verfügbarkeit, erhält man in Essen im Extremfall nur 30 Euro Zinsen pro Jahr; nimmt man jedoch von der Bank die gleiche Summe Dispo-Geld im genehmigten Rahmen muss man nach einem Jahr mindestens 1100 Euro Zins zahlen.

„Nichts ist so teuer wie ein Dispo”, warnt eine Bankberaterin fürsorglich. Ihr Rat: Einen Dispo-Kredit besser in einen Ratenkredit umtauschen. Bei einigen Ratenkrediten sind hier sogar tägliche Sondertilgungen in Grenzen möglich – wie beim Dispo. Solche Kredite gibt es bereits ab 4 Prozent effektiv. Doch Vorsicht: Nur bei bester Bonität des Kunden. Sonst können die Ratenkredit-Sätze auf 11 Prozent und mehr hochschnellen.

Tipps für Sparer

Und welche Tipps haben die Fachleute für Sparer? Da es für Sparbriefe/Termingeld, angelegt für vier oder fünf Jahre, nun in Essen nur zwischen 2 Prozent (Commerzbank), 2,5 Prozent (Sparkasse) 2,75 Prozent (Geno-Gank), 3 Prozent (SEB) und 3,5 Prozent (von Essen Bank) gibt, empfehlen Bankberater oft bankeigene höherverzinsliche Inhaberschuldverschreibungen oder eine Kombi aus einem Sparbrief mit höherem Zins für ein Jahr und Fonds.

Doch hier muss jeder Kunde aufpassen: Bei Inhaberschuldverschreibungen sind stets Fragen nach Sicherheit und Kursschwankungen zu klären und beim Fondskauf drücken bis zu 5 Prozent Verkaufskosten kräftig auf die Rendite.