Deutschlandweit müssen Mieter dagegen mehr für Räume in besten Lagen zahlen. Brockhoff: "Rückgang durch neues Einkaufszentrum bedingt." Damann: "Innenstadt ist aber nicht verödet." Jenne: "Mietniveau im Norden stabil."
Die Ladenlokalmieten in Top-Lagen steigen deutschlandweit leicht um im Schnitt 3,2 Prozent - in Essen jedoch sinken sie: Das verkündet die Essener Brockhoff & Partner Immobilien GmbH, die zum 17. Mal die Mieten von 313 deutschen 1a-Lagen veröffentlicht.
Zahlte man 2008 in Essen für ein Ladenlokal zwischen 60 und 120 Quadratmeter Größe noch 115 bis 152 Euro pro Quadratmeter, so sind es in diesem Jahr nur noch 92 bis 130 Euro. Das ist ein Rückgang um 14,47 Prozent. Bei Ladenlokalen bis 260 Quadratmetern ist der Rückgang noch frappierender: minus 29,23 Prozent. Das heißt in Euro: Zahlte man im vergangenen Jahr 90 bis 115 pro Quadratmeter, so ist ein Mieter jetzt schon mit 77 bis 92 Euro pro Quadratmeter dabei.
Stabil blieben die Mieten in München, in Speyer stiegen sie gar um knapp 40 Prozent. Dortmund verzeichnet ein Plus von um die acht Prozent.
"Die Mietpreise in Essen sind die Auswirkung des Einkaufszentrums am Limbecker Platz", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Eckhard Brockhoff zu seinem aktuellen Mietspiegel. Essen sei traditionell eine beliebte Einkaufsstadt. Viele Firmen in der City seien jetzt umgezogen, dadurch sei die Nachfrage an Einzelhandelsflächen deutlich zurückgegangen. "Und das Einkaufszentrum ist ja auch erst halb fertig", so Brockhoff. Fünf bis zehn Jahre würde es dauern, bis die Stadt das Zentrum "verdaut" haben würde.
Sicherlich, so Theodor Damann, Geschäftsführer des Vereins Einzelhandelsverband Ruhr, würde durch ein solches Einkaufszentrum ein Wettbewerb entstehen. "Das ist meistens ein Grund, dass die Mieter bei Vertragsverlängerungen mit den Vermietern neu verhandeln." Eine Verödung der Innenstadt, wie oft vor dem Bau des Zentrums vorhergesagt, sei aber nicht feststellbar. Gewisse Eigentümer- und Mieterwechsel seien völlig normal. Eine Negativbilanz zieht er nicht. "Im City-Center werden 50 Millionen Euro in die Hand genommen. Dort wird investiert und umgebaut. Das würde nicht gemacht, wenn man dort nicht an den Standort glauben würde." Viele Firmen, die ins Zentrum am Limbecker Platz gezogen seien, hätten auch noch eine Filiale in der Fußgängerzone. "Schon früher gab es ja Handel am Limbecker Platz. Aber welche Auswirkungen das Zentrum haben wird, wie man die Situation bewertet, das kann man erst Mitte 2010 sagen. Denn noch ist das Einkaufszentrum ja nur zur Hälfte fertig."
Eine Gefahr für die nördliche Innenstadt sieht Arnd Jenne, Quartiersmanager für die nördliche Innenstadt, nicht vom Einkaufszentrum ausgehen. "Es ist seit März eröffnet, das Mietniveau ist nicht gesunken, die Leerstandsquote nicht gestiegen."