Essen. . Die Uniklinik Essen hat mit Partnern ein 18-monatiges Förderprogramm aufgelegt, das auf eine Ausbildung vorbereiten soll. Sprache steht besonders im Fokus.

  • Neues Förderprogramm soll jungen Flüchtlingen eine berufliche Perspektive bieten
  • 25 Flüchtlinge durchlaufen eine berufsbezogene sprachliche Schulung samt Praxiserfahrung im Krankenhaus
  • Uniklinik arbeitet mit Bundesamt für Migration, Job-Center, Diakonie und DRK-Schwesternschaft zusammen

Mit einem neuen Förderprogramm will die Uniklinik samt Partnern jungen Flüchtlingen eine berufliche Perspektive bieten und potenzielle Pflegekräfte finden: 25 Flüchtlinge durchlaufen eine 18-monatige berufsbezogene sprachliche Schulung, in der sie Praxiserfahrung im Krankenhaus sammeln. Anschließend können sie eine Pflege-Ausbildung beginnen. „Wir wollen ihnen eine Zukunftsaussicht für das Bleiben bieten. Eine Integration in den beruflichen Alltag sehen wir als Pflicht an“, erklärt Thorsten Kaatze, Kaufmännischer Direktor und Flüchtlingsbeauftragter der Uniklinik.

Etwa ein Jahr, nachdem die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt erreichte, startet die Uniklinik das neue Qualifizierungsprogramm. Auch durchaus aus Eigennutz: „Pflegeberufe sind Mangelberufe. Uns fehlen Kräfte. In Deutschland. In Essen. Im Uniklinikum“, erklärt Pflegedirektorin Irene Maier. Als Partner bringen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das Job-Center Essen, die Neue Arbeit der Diakonie und die DRK-Schwesternschaft ihre Branchen-Erfahrungen ein.

Vierstufiges Programm

Die ersten 25 Teilnehmer sind gerade in das vierstufige Programm mit folgenden Schwerpunkten gestartet: Erwerb der deutschen Sprache, interkulturelles und soziales Lernen, praktisches Lernen und Stärkung der psychischen Stabilität. Vor allem der Sprachanteil genießt besondere Bedeutung: „Ein gutes Verständnis der Sprache ist für eine Ausbildung zwingend notwendig“, sagt Gerhard Sußek von der berufsbezogenen Sprachförderung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Sußek hat mehrfach massive Probleme bei Projekten miterlebt, in denen Unternehmen junge Flüchtlinge gleich in eine Ausbildung übernehmen wollten. Erst letzte Woche hatte Klaus Peters, Leiter der Arbeitsagentur, die Bedeutung von Bildungsmaßnahmen hervorgehoben, weil 80 Prozent der Flüchtlinge keine verwertbaren Berufs- und Schulabschüsse mitbringen.

Praktischer Einsatz in der Uniklinik

Deshalb wird einer Ausbildung jetzt das 18-monatige Programm vorgeschaltet. Vorteil für die Teilnehmer mit praktischem Einsatz in der Uniklinik: „Der ist deutlich länger als eine Hospitanz oder ein Praktikum und bietet die Möglichkeit der Orientierung“, sagt Thomas Mikoteit vom Job-Center.

Mydia Hasso,23, aus Syrien und Farhad Esmaily, 24, aus Afghanistan gehören zu den ersten Teilnehmern, die vor allem aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea stammen. Fast alle sind jünger als 25 Jahre, der Männeranteil liegt bei etwa 75 Prozent und ist damit deutlich höher als sonst in Pflegeberufen. „Für uns ist das eine Chance. Ich gehe wie über eine Brücke, lerne die Sprache und am Ende steht mein Beruf“, sagt Farhad Esmaily. Dem Programm soll eine einjährige oder dreijährige Ausbildung in einem Pflegeberuf folgen. Die jungen Flüchtlinge könnten dann in einem Krankenhaus, in einem ambulanten Pflegedienst oder auch in der häuslichen Pflege arbeiten. Auch dort ist Personalbedarf vorhanden.