Essen. . Zigtausende Fahrgäste muss die Essener Evag täglich über eine Kreuzung bringen. Das Nadelöhr unterm Hauptbahnhof sorgt für viele Verspätungen.
- Eine einzige Schienenkreuzung im U-Bahn-Tunnel sorgt täglich für Verspätungen im Nahverkehr
- Die Essener Verkehrsgesellschaft will ihr unterirdisches Netz entlasten, um den Fahrplan einzuhalten
- Eine neue oberirdische Straßenbahnlinie am Essener Hauptbahnhof könnte den Engpass beseitigen
25 000 Fahrgäste muss die Evag täglich in ihren Zügen über ein und dieselbe Tunnel-Kreuzung bringen. Ein Engpass unterm Hauptbahnhof, der für zahlreiche Verspätungen bei Straßen- und U-Bahnen sorgt. Die Schienenkreuzung mit dem Namen „K 94“ wenige Meter südlich des U-Bahnhofes Hauptbahnhof bringt das Tunnelnetz an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Mehr Verkehr unten geht nicht. Weniger wäre nötig, damit mehr Züge pünktlich fahren. Deshalb fordern Evag und Verkehrspolitiker eine Entlastung durch eine neue oberirdische Bahnlinie.
Erst im Oktober löste die Spiele-Messe mit 174 000 Besuchern ein Verkehrschaos im Straßenbahn- und U-Bahnnetz aus: überfüllte Züge, verstopfte Bahnhöfe, lange Verspätungen.
Die Evag kann bei Großveranstaltungen kaum Reservezüge einsetzen
Mehr Reservezüge hatte die Evag nicht, sie hätte sie aber auch nicht einsetzen können. In der Rushhour müssen montags bis freitags schon laut Fahrplan 42 Bahnen von 7 bis 8 Uhr die Schienenkreuzung passieren. Dazu zählen die U-Bahnlinien U17 und U18, die Tram-Linien 101,105, 107 und 108. Auch die U 11 ist betroffen, sie muss warten wenn die 107 oder 108 zuerst kommt.
Christoph Lademann, Leiter des Verkehrsmanagements bei der Evag, sagt es mit einem Satz: „K 94 ist unser Nadelöhr.“ Jeder Zug hat genau 85,7 Sekunden Zeit, um ab Hauptbahnhof die Kreuzungspassage zu durchfahren. Mindestens 20 Sekunden müssen für die Freigabe der Fahrtstrecke einkalkuliert werden. Etwa eine Minute wird für den Fahrgastwechsel im U-Bahnhof benötigt. Dauert das Ein-und Aussteigen länger, klemmt eine Tür oder hakt es an anderer Stelle, verspäten sich automatisch auch die folgenden Bahnen. „Das schaukelt sich hoch“, gibt Lademann zu bedenken „Die Belegung der K 94 ist absolut im Anschlag.“
Nur eine neue Straßenbahnlinie hilft gegen den Stau im Tunnel
Eine neue Trassenführung, eine Entflechtung des U-Bahn-Knotens ist baulich nicht möglich. Das Tunnelbauwerk aus den 1960er Jahren kann nicht mehr verändert werden. Zu teuer und viel zu aufwendig. Christoph Lademann sieht mittelfristig nur eine Lösung. „Eine Linie muss oberirdisch fahren.“ Dann würden sechs Züge weniger pro Stunde die überlastete Kreuzung durchfahren, dann würde nicht eine einzige Verspätung gleich einen Stau auslösen. Und es bliebe ein Puffer für mehr Extrazüge bei Großveranstaltungen
Christoph Lademann setzt auf die geplante oberirdische Bahnhofstangente zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Steeler Straße. Die neue Straßenbahn-Linie, die auf der Hache- und Hollestraße verkehren würde, wäre der nötige Bypass am Hauptbahnhof, damit der Nahverkehr unterirdisch nicht stockt. Die Politik hat sich für die Bahnhofstangente ausgesprochen, zumal auch der von der Stadt beauftragte Verkehrsgutachter Matthias Schmechtig auf die Notwendigkeit dieser Linie hinwiesen.
Bahnhofstangente geht frühestens in acht Jahren in Betrieb
Doch so schnell lassen sich die Signale nicht auf Grün stellen. Selbst wenn alles nach Plan läuft und die politischen Beschlüsse ohne Verzögerung folgen, werden nach Schätzungen der Evag mindestens acht Jahre vergehen, bis der erste Zug auf der neuen Trasse fährt. So lange staut es sich weiter vor der Kreuzung „K 94“.