Essen. . Der Essener Student Tobias Hoffmann plant nach seinem Master-Studium, nach Asien zu gehen – zwei Aufenthalte haben seine Liebe zu China entfacht.
- Nach zwei Aufenthalten als Tutor für chinesische Studenten will Tobias Hoffmann dauerhaft nach Asien
- Schon seine Eltern hatten eigentlich vor, auszuwandern, blieben aber kurzfristig hier
- An China fasziniert den Wirtschafts-Studenten die „Offenheit“ und „Herzlichkeit“ der Menschen
Wirtschafts-Student Tobias Hoffmann (24) war bislang zweimal in China, und wenn man ihn fragt, ob er sich vorstellen kann, auch mal langfristig nach Asien zu gehen, dann antwortet er: „Ich kann mir weniger vorstellen, hier zu bleiben.“
Der Wille zum Auswandern – es ist wohl selten, dass Menschen mit Mitte 20 das schon so klar für sich entschieden haben. Bei Hoffmann, der derzeit ein Masterstudium an der Uni Duisburg-Essen absolviert, am Institut für Ostasienwissenschaft, ist dieser Wille wohl ein bisschen in die Wiege gelegt worden.
Eltern blieben kurzfristig hier
„Eigentlich hatten meine Eltern immer vor, nach Amerika zu gehen, als ich noch ein Baby war“, berichtet Hoffmann. Dann feierte man seine Taufe, die ganze Familie kam zusammen, und da habe seine Mutter spontan entschieden: Nein, es sind doch zu viele liebe Leute hier im Land – wir bleiben hier.
Mehr oder weniger unbewusst hat Hoffmann dann den Traum seiner Eltern umgesetzt – wenn auch über Umwege, und vermutlich ohne, dass er es selbst so richtig kapiert hat: Nach dem Abi – „ich wusste immer, dass ich Wirtschaft studieren will“ – fing er das Studium der Volkswirtschaft an der Heine-Uni in Düsseldorf an. Eigentlich. „Denn die meiste Zeit war ich nicht da.“
Sondern tat das, was er für richtiger hielt – und bereiste mit einem Kumpel Nordamerika, fuhr kreuz und quer durch das Land. „Das hat mir unheimlich gut gefallen.“ Er bewarb sich, mehr oder weniger aus Spaß, bei der Greencard-Lotterie der USA — und erhielt sogar eine der begehrten Karten, um nach Amerika auswandern zu können. „Im Grunde war ich kurz davor, wegzugehen.“ Doch es siegte die Vernunft: „Was hätte ich dort machen sollen, ohne Ausbildung und ohne Uni-Abschluss.“ Also wechselte er von der Heine-Uni zur FOM, der privaten Hochschule, die überall in Deutschland berufsbegleitende Studiengänge anbietet, vor allem in Wirtschaftsfächern. In Essen hat die FOM ihren Hauptsitz. Hoffmann legte den Turbo ein: Binnen drei Semestern machte er das Bachelor-Studium, normal ist das Doppelte an Zeit – und blieb eines Tages vor einem Aushang der FOM stehen: „Tutoren in China gesucht“.
Ein Aushang machte den Anfang
Seit 2002 hat die FOM enge Kooperationen mit Hochschulen in China. Dort bietet man chinesischen Studenten Studiengänge in deutscher Sprache an, drei Jahre vor Ort und das letzte Jahr an der FOM in Deutschland. „Zurzeit sind wieder 500 bis 600 Studenten aus China bei uns zu Gast“, sagt der zuständige Koordinator der FOM, Kai Zhang.
Wer als studentischer Tutor der FOM nach China geht, hilft dort den Studenten, sich mit der Sprache zurechtzufinden. Hoffmann spürte wieder sein Fernweh - und flog im letzten Sommer erstmals nach China. „Im asiatischen Raum kannte ich bislang nur Dubai. China hatte ich mir ganz anders vorgestellt.“ Direkt im ersten Taxi nach seiner Ankunft musste er feststellen, dass man mit Englisch nicht weit kommt. „Es war Kommunikation mit Händen und Füßen.“ Hoffmann lernt jetzt Chinesisch, „aber es ist schwer.“
Offenheit und Gastfreundschaft
Er blieb vier Monate, war überwältigt „von so viel Offenheit und Gastfreundschaft, man ist sehr willkommen dort“, kam zurück nach Essen, und nur wenige Tage später, beim Neujahrsfest, das die FOM stets für ihre chinesischen Studenten in der Weststadthalle ausrichtet, da traf er viele neue alte Bekannte wieder. „Spontan bot man mir an, nochmal zu kommen.“ Keine zwei Monate später saß Hoffmann wieder im Flieger, diesmal für drei Monate.
FOM startete 1994 in Essen
Die private FOM-Hochschule ist in 28 deutschen Städten vertreten. 1994 startete der erste berufsbegleitende Studiengang in Essen.
Hier hat die FOM zwei Standorte – die Verwaltung an der Sigsfeldstraße, Altenessen, und das Lernzentrum an der Herkulesstraße (Ostviertel).
Was ihn an China am meisten fasziniert? „Der Fortschrittsgeist, die Möglichkeiten, sich zu entfalten, die Offenheit der Menschen.“ Zwar sei vieles vor Ort für Europäer ungewohnt – das fängt mit der Größe jeder einzelnen Stadt an und endet mit der Art und Weise, wie Studenten lernen. „Die meisten haben Angst, Fragen zu stellen, wenn sie etwas nicht verstehen.“ Doch auch das hat sich Hoffmann zur Aufgabe gemacht: Dem jungen Nachwuchs vor Ort Selbstbewusstsein zu vermitteln. „Denn gerechtfertigt ist das auf jeden Fall.“
Hier, im Ruhrgebiet, macht er jetzt erst mal seinen Master. Dann wird er bald weg sein. Davon kann man getrost ausgehen.