Essen. . Seit Juni hat der Servicepoint von Caritas und Diakoniewerk über 300 Ehrenamtliche in die Flüchtlingshilfe vermittelt.Weitere Helfer werden gebraucht.
- Mindestens 1500 Essener kümmern sich ehrenamtlich um Flüchtlinge
- Servicepoint von Caritas und Diakoniewerk bringt Helfer und Aufgabe zusammen
- Mühen der Integration beginnen erst, weitere Freiwillige werden gebraucht
Sie sind das Bodenpersonal der Integration und werden als solches oft zu wenig gewürdigt: die mindestens 1500 Ehrenamtlichen, die in Essen Flüchtlinge betreuen. Seit Juni betreiben Caritas und Diakoniewerk im Auftrag der Stadt am Kopstadtplatz 12 in der Innenstadt den Servicepoint „Koordination von Ehrenamt in der Flüchtlingshilfe“, wo sich fünf hauptamtliche Kräfte um die Freiwilligen kümmern. In diesen Tagen erleben sie einen Umbruch in der Flüchtlingsarbeit.
Bislang ist der Servicepoint vor allem erste Anlaufstelle für all jene, die gern helfen möchten und nicht wissen, wo und wie sie das tun können. In einem Erstgespräch wird geklärt, wieviel Zeit sie für ihr Engagement haben, welche Fähigkeiten und Neigungen sie mitbringen. Nach Vorlage eines Führungszeugnisses werden sie vermittelt, etwa als Sprachlehrer im Flüchtlingsheim oder als Pate einer Familie. Dieses Zusammenbringen von Mensch und Aufgabe läuft augenscheinlich mit beachtlichem Erfolg; bei 360 Anfragen fand sich 345-mal ein passender Einsatzort. Und von 123 Anfragen von Trägern, die Ehrenamtliche suchten, konnten immerhin 88 positiv beantwortet werden.
Im laufenden Jahr habe sich die Art der Einsätze geändert, sagt Hartmut Peltz, der das Amt für Soziales und Wohnen leitet. Sei es anfangs vor allem um Kleiderkammern und Kinderbetreuung gegangen, später verstärkt um Deutschkurse, so helfen die Ehrenamtlichen jetzt bei Wohnungssuche und Integration. Das bringe völlig neue Herausforderungen mit sich. „Nicht für alles braucht man Profis, aber hier brauchen die Ehrenamtlichen die Unterstützung von Profis.“
Die Mitarbeiter des Servicepoints sind auf die neue Situation eingestellt: Neben dem monatlichen Begegnungscafé, bei dem sich Ehrenamtliche austauschen können, bieten sie auch Schulungen an, zum Beispiel zu den Fallstricken des Asylverfahrens. Schließlich bringt gerade die komplexe Bürokratie viele Helfer regelmäßig an ihre eigenen Grenzen. Also ermutigt Caritasdirektor Björn Enno Hermans auch die Helfer, die sich bisher allein oder am Runden Tisch organisiert haben, im Servicepoint am Kopstadtplatz Hilfe zu suchen. „Wir können hier keine detaillierte Einzelfallberatung machen, aber Formulare oder Amtsbriefe erklären.“
Die Betreuung von einzelnen Flüchtlingen oder Familien, die bereits von einem Asylheim ins eigene Zuhause gezogen sind, müsse stärker vor Ort in Stadtteilbüros und Beratungsstellen geleistet werden, sagt auch der Geschäftsführer des Diakoniewerks Joachim Eumann. „Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, können aber helfen, solche Angebote im Quartier noch besser auf den Bedarf zuzuschneiden.“
Neben der wachsenden Zahl von Flüchtlingen, die jetzt in Wohnungen ziehen, erleben alle Beteiligten den Abbau der zehn Zeltdörfer als Wendepunkt in der Flüchtlingsarbeit. Schließlich waren an jedem Standort Runde Tische mit zahlreichen Mitgliedern angedockt, „die nun von einem Tag auf den anderen ihren Einsatzort verlieren“, wie Eumann beschreibt. In manchen Fällen zögen die Tische weiter an eine neu gebaute Einrichtung, folgten also ihren Schützlingen. „Aber nicht jeder Ehrenamtliche mag Kilometer durch die Stadt zurücklegen.“
Wer sich seiner Aufgabe beraubt sieht und weitermachen möchte, auch der kann sich an den Servicepoint wenden. Nach der Anfangs-Euphorie meldeten sich dort nun nämlich weniger Freiwillige, der Bedarf aber sei weiter da: Die Mühen der Integration beginnen erst. Eine erfreuliche Beobachtung hat Sandra Dausend vom Servicepoint gemacht: Mancher Flüchtling, der Ankommen und Einleben selbst gerade erst hinter sich hat, meldet sich als Ehrenamtlicher – „kaum dass sein Deutschkurs beendet ist“.