Essen-Bochold. . Die Reihenhaussiedlung grenzt ans ehemalige Krupp-Gelände. Ihre Anwohner sind nicht gegen die Entwicklung, befürchten aber mehr Lärm und Staub.

Kämpft hier ein kleines gallisches Dorf gegen einen großen Investor? Wollen einige wenige Anwohner den künftigen Stadtteil „Essen 51“ auf der Krupp-Brache verhindern? „Nein, das wollen wir nicht“, versichert Walter Zapedzki. Er ist kein Streithahn, sondern ein 72-jähriger früherer Opel-Mitarbeiter, der seit fast 20 Jahren in der Paul-Reichardt-Straße in Bochold wohnt. Gemeinsam mit mehreren Nachbarn hat er sich aber zum Bebauungsplan 7/14 „Krupp-Gürtel-Nord: Südlich Bottroper Straße“ geäußert. Dieser wird heute im Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung (15 Uhr im Rathaus) erörtert und damit auch die Anregungen und Wünsche der Eigentümergemeinschaft.

Einfahrt direkt hinter Bushaltestelle

Ihre Paul-Reichardt-Straße ist von Ortsfremden nur schwer zu finden. Die Einfahrt in die kleine Reihenhaussiedlung von der Bottroper Straße aus liegt direkt hinter einer Bushaltestelle. Die 16 Anwohner müssen viel Zeit mitbringen, wenn sie sich in den fließenden Verkehr einfädeln wollen. „Schon jetzt müssen wir bis zu fünf Minuten warten“, berichten sie.

Mit der Ansiedlung von Ikea und der neuen Wohnbebauung wird der Verkehr auf der Bottroper Straße aber noch zunehmen, und zwar um etwa 6 Prozent auf dann 48 000 Kraftfahrzeuge pro Werktag, sagen Gutachter voraus. Dass die Bottroper Straße dann auf sechs Fahrstreifen ausgebaut und der Verkehr leiser werden soll, beruhigt die Anwohner ebenso nicht wie das Argument der Stadt, dass die haltenden Linienbusse den rechten Fahrstreifen quasi freisperren und damit das Abbiegen erleichtern.

Größere Sorgen machen ihnen jedoch der zu erwartende Lärm und die Belastung durch Feinstaub. Richtig verärgert sind die Anwohner, dass das Lärmgutachten erst zwei Wochen nach der öffentlichen Beteiligung vorlag. Ein Anwohner verlangt daher die erneute Offenlegung, weil die künftigen Lärmimmissionen „die zulässigen Höchstwerte überschreiten“ werden. Ansonsten „werden wir es gerichtlich überprüfen lassen“.

Auch interessant

Im Sinne eines „fairen Interessenausgleichs“ wünschen sie auch aktiven und passiven Lärmschutz, und zwar durch Flüsterasphalt sowie durch Lärmschutzwände. Außerdem müsse Ikea die Einhausung des Warenanlieferungsbereichs vorgeschrieben werden. Denn das neue Möbelhaus entsteht nur etwa 35 Meter entfernt von der kleinen Siedlung.

Die Stadt zieht da aber nicht mit. Sie möchte nur sechs Eigentümern neue Fenster gewähren. Und das nicht in allen Räumen, sondern nur in denen, die zu Wohnzwecken genutzt werden. Die Anwohner sind dagegen: Sie sehen darin eine Beschränkung, die dem Nutzwert ihrer Häuser schaden würde.

Die entlang der Bottroper Straße gewünschten Lärmschutzwände lehnt die Stadt komplett ab. Sie seien „städtebaulich keineswegs tragfähig“, weil „unerwünschte Räume“ entstünden. Außerdem würden die oberen Stockwerke der mehrgeschossigen Gebäude durch eine Wand auch nicht geschützt.

Zum Thema Flüsterasphalt, den die Anwohner zwischen Haus-Berge-Straße und Helenenstraße wünschen, äußert sich die Verwaltung ausweichend. Dieser würde sich erst ab einer Geschwindigkeit von 50 km/h auswirken, andererseits habe die Stadt im innerörtlichen Bereich gar keine Erfahrungen mit diesem Belag – was die Anwohner anhand von sechs Beispielen auf Essener Straßen zu widerlegen glauben. Gleichwohl wolle die Stadt prüfen, ob beim Ausbau der Bottroper Straße doch Flüsterasphalt verwendet werden kann.

Walter Zapedzki macht sich keine Illusionen, dass die Anträge der Anwohner vom Rat berücksichtigt werden. Er erinnert sich: „Als wir hier 1999 unser Haus gekauft haben, war von Lärm nur in Bezug auf Atlas Copco die Rede, wenn dort die Hämmer getestet werden. Ansonsten war das ein großer Abenteuerspielplatz für unsere Kinder.“