Essen-Rüttenscheid. . Wo früher eine Wurstfabrik stand, arbeiten heute Architekten, Designer und Entwickler: Die Stadt verspricht sich eine Menge vom Projekt Mathildenhof.
Welche Strahlkraft sich die Stadt Essen von dem nun offiziell eröffneten Mathildenhof verspricht, zeigt allein die Gästeliste: So war mit Oberbürgermeister Thomas Kufen und den drei Dezernenten Andreas Bomheuer, Simone Raskob und Hans-Jürgen Best die gesamte Verwaltungsspitze gekommen, um das moderne Kreativquartier an der Mathildenstraße zu bestaunen.
Unternehmer Arno Sousa hat aus der ehemaligen Lind-Wurstfabrik, die länger als zwei Jahrzehnte nahezu unbemerkt verrottete, eine Arbeitsumgebung für die Kreativwirtschaft geschaffen: 13 Unternehmen – darunter Architekten, Webdesigner, Softwareentwickler, Fotografen und ein Bio-Modelabel – haben sich auf einer Fläche von 815m2 niedergelassen. Für den anspruchsvollen und rund 1,6 Millionen Euro teuren Umbau holte sich Sousa erfahrene Unterstützung mit ins Boot: Architekt Thomas Hannemann, der auch den gefeierten Umbau der Kreuzeskirche verantwortete, plante und realisierte die Sanierung. Mittlerweile bezog er selbst mit seinem Team die Büroräume, deren Mittelpunkt ein lichtdurchflutetes Atrium bildet.
Mathildenhof bietet Platz für 13 Unternehmen
„Mein Wunsch war es, hier viel Raum für Begegnungen zu schaffen. Das große Foyer kann jeder Mieter für Veranstaltungen nutzen“, erklärte Sousa, der auch selbst mit seinem Event-Unternehmen in die Büros eingezogen ist.
Diese offene Atmosphäre war es auch, die das Start-up-Unternehmen „Oneworx“ in einen der letzten ungenutzten Hinterhöfe des Stadtteils zog, erklärt Geschäftsführer Hannes Eberlein: „Wir haben ursprünglich auf der Rüttenscheider Straße gesessen, wo die Räume aber zu klein wurden. Wir wollten aber unbedingt im Viertel bleiben, finden die Entwicklung gerade unglaublich spannend.“ Das 2011 aus einer Studenten-WG heraus gegründete Unternehmen versteht sich als Gestaltungsbüro und Internetagentur.
Lob für gewerbliche Nutzung im Innenhof
Eben solche Unternehmen sind es, die auch Thomas Kufen verstärkt nach Essen locken und hier halten möchte: „Wir brauchen mutige Unternehmer, die den Sprung in die Selbstständigkeit wagen. Und wir brauchen auch eine Kultur des Scheiterns: Nicht aus jeder Idee kann sofort ein Dax-Konzern entstehen“, machte der Oberbürgermeister in Start-up-Mentalität Mut, Ideen auch auszuprobieren.
Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, lobte den Mathildenhof vor allem für die gewerbliche Nutzung: „Viele Hinterhöfe, in denen früher gearbeitet wurde, sind mittlerweile zu Wohnraum ausgebaut worden. Rüttenscheid ist dabei aber traditionell ein Stadtteil, in dem gearbeitet und auch gewohnt wird. Daher ist die Entwicklung ein Gewinn für den Stadtteil und über seine Grenzen hinaus.“