Essen. . Geschichts-Kurse von Viktoria- und Unesco-Gymnasium arbeiten mit dem Haus der Geschichte zusammen, um über Essener zu erfahren, die in KZs starben.
- Drei Friedhöfe in Essen haben Grab-Anlagen für KZ-Opfer. Sie sind weitgehend in Vergessenheit geraten.
- Bund der Kriegsgräberfürsorge beteiligt sich an dem neuen Projekt
- Am Ende soll es eine öffentlich zugängliche Online-Datenbank geben, die stets ergänzt werden kann
Auf dem Parkfriedhof in Huttrop liegen 54 Gedenksteine, kreisrund angeordnet, sie erinnern an Essener Bürger, die von den Nazis in Konzentrationslagern umgebracht wurden. Es gibt genau drei solcher Anlagen im Stadtgebiet. Auf dem Parkfriedhof steht die größte, insgesamt wird somit an 85 Nazi-Opfer erinnert.
Dabei war die Zahl der Essener, die in Konzentrationslagern ermordet wurden, viel höher. „Man schätzt, dass es sich um eine vierstellige Zahl handelt“, sagt Historiker Thomas Hammacher. Er hat das Projekt „Wenn nur noch Steine bleiben“ ins Leben gerufen: Oberstufenschüler der Gymnasien Viktoria und Unesco sollen systematisch die Lebenswege der Opfer erforschen, jenseits von Geburts- und Sterbedaten, und somit die Erinnerung an die Menschen wach halten.
Forschungen zeigen, das bisherige Listen unvollständig sind
„Es geht vor allem um solche Bürger, die von den Nationalsozialisten bewusst ausgegrenzt und als ,Asoziale’ verschrien wurden“, berichtet Schüler Dominik Förster, der zum Viktoria-Gymnasium geht. „Auch Sinti und Roma sind bei unseren Forschungen dabei“, ergänzt Schülerin Hanna Jalal.
„Von Sinti und Roma, die aus Essen abtransportiert wurden, gibt es zwar offizielle Listen“, berichtet Historiker Thomas Hammacher. „Aber unsere Forschungen haben bereits gezeigt, dass diese Listen unvollständig sind.“
Die Forschungsarbeiten der Schüler werden vom Haus der Geschichte, dem Stadtarchiv, unterstützt, sowie vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge begleitet. Im Haus der Geschichte erhielten die Schüler bereits eine Einführung in die Archiv-Recherche. Anfragen an Konzentrationslager wurden ebenfalls bereits per E-Mail gestellt.
Online-Forum mit Daten aus dem Leben der Nazi-Opfer
Am Ende soll eine völlig neue Art der lebendigen Dokumentation entstehen: Ein Online-Forum, das jederzeit ergänzt werden kann, und die Daten der Lebenswege bereithält, die die Nazi-Opfer gingen. Mit den ersten zwölf Biografien haben die Schüler bereits angefangen; im nächsten Frühjahr sollen erste Ergebnisse stehen. Denn dann macht ein Teil der Schüler-Gruppe Abitur, und diese Arbeit fließt in die Geschichts-Note mit ein.
Zwar gibt es knapp 300 so genannter „Stolpersteine“ in Essen, quadratische Messingtafeln im Bürgersteig, sie erinnern an die Wohnorte von Nazi-Opfern. „Doch keines der Opfer, an das auf einem der Friedhöfe erinnert wird, hat bislang einen solchen Stolperstein“, betont Thomas Hammacher.
Am Ende eines Projektzyklus’ soll eine Fahrt nach Ravensbrück stehen, dem KZ, in dem viele der Opfer umkamen.