Essen. . Andreas Goldberg, Geschäftsführer des Zentrums für Türkeistudien, ist Ehrendoktor, nannte sich aber „Dr.“. Nun wird sich die Stiftung von ihm trennen.

  • Andreas Goldberg, Geschäftsführer des Zentrums für Türkeistudien, ist bei Titelschummelei erwischt worden
  • Aus einem einfachen Ehrendoktor einer türkischen Uni machte er den akademischen Grad „Dr.“
  • Landesstiftung wird sich von ihm trennen und sucht einen Nachfolger an der Spitze

Für seine Titelschummelei muss der bereits seit zwei Monaten freigestellte Geschäftsführer des Essener Zentrums für Türkeistudien, Andreas Goldberg, offenbar einen hohen Preis zahlen. Nach Informationen dieser Zeitung wird das Arbeitsverhältnis mit Goldberg beendet, die Landesstiftung muss sich nach einem neuen Geschäftsführer umsehen.

Die Goldberg-Affäre ist durch ein anonymes Schreiben an die WAZ-Redaktion ins Rollen gebracht worden. Darin hieß es, dass Andreas Goldberg einen Doktortitel führt, tatsächlich aber nur einen Ehrendoktor besitzt.

Auf korrigierter Homepage ist aus „Dr.“ jetzt ein „Dr. h.c. (TR) geworden

Das NRW-Wissenschaftsministerium, mit dem Sachverhalt konfrontiert, hatte Ende August umgehend klargestellt, dass eine Ehrendoktorwürde „nie in der Form ,Dr.’ geführt werden darf“. Sollte sich herausstellen, dass Goldberg den Doktorgrad zu Unrecht führt, werde das Ministerium ihn auffordern das einzustellen, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Anfang September dann zog Wolfram Kuschke, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, die Notbremse. Er teilte mit, dass er Goldberg wegen der Doktoraffäre „von seiner Arbeit freigestellt“ habe.

Auf der Homepage des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) sind die Angaben zur Andreas Goldberg, Jahrgang 1961, daraufhin zwei Mal korrigiert worden. Zuerst wurde dem „Dr.“ ein „h.c.“ zugefügt, die Abkürzung steht für das lateinische „honoris causa“ („ehrenhalber“). Danach kam noch die Angabe „TR“ hinzu, um herauszustreichen, dass es sich um eine türkische Ehrendoktorwürde handelt – verliehen am 2. September 2003 von der Süleyman Demirel Universität Isparta.

Akademische Aufwertung ist im beruflichen Umfeld nicht bemerkt worden

Dass sich Goldberg, schon seit 1990 Geschäftsführer, seinen Namen eines Tages mit „Dr.“ aufwertete, hatte anscheinend niemanden in seinem beruflichen Umfeld stutzig gemacht. Eine seltsame Gutgläubigkeit, die Parallelen zum Fall der falschen Juristin und zurückgetretenen Bundestagsabgeordneten Petra Hinz aufweist.

Goldberg tauchte mit seinem Doktortitel auch im Telefonbuch, beim Lions Club oder im Zusammenhang mit Veröffentlichungen über den BVB auf.

Sich in einem wissenschaftlichen Institut mit einem Doktortitel zu schmücken, gilt in der Branche als unverzeihbares Vergehen. Für den Vorstand der Landesstiftung war Goldberg auf dem exponierten Geschäftsführerposten fortan nicht mehr tragbar.

Dem Vernehmen nach haben sich Goldberg und das für das ZfTI zuständige Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales darüber geeinigt, wie die Trennung vonstatten gehen soll. Der Sprecher von Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) sah sich am Freitag außer Stande, sich zu dem Fall Goldberg zu äußern.

>> KURATORIUM TAGT AN DIESEM MONTAG

  • Das Kuratorium der Landesstiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung diskutiert am heutigen Montag vorrangig über die angespannte wirtschaftliche Situation.


  • Der Landesrechnungshof hatte am 1. September die „unrealistischen Geschäftspläne“ und die hohen Schulden (ca. 1 Mio Euro) des ZfTI angeprangert.

  • Es wird kolportiert, dass Kuratoriumsmitglied Rainer Schmeltzer als politisch verantwortlicher Minister ziemlich verärgert über den Zustand des ZfTI sein soll.