Essen. . Etwas Melancholie, schräger Humor und ungewöhnliche Artistik machen aus dem GOP-Spektakel „La Luna“ ein echtes Kunststück mit großer Artisten-Familie

Welch ein Glücksgriff in der Vorweihnachtszeit. „La Luna“ geht in Essen auf und beschert dem GOP ein sehr stimmiges wie stimmungsvolles Programm. Regisseurin Sabine Riek lässt die Zuschauer in eine zirzensische Welt eintauchen. Mit genau der richtigen Mischung aus Melancholie und Humor sowie aus der Improvisation entwickelter Artistik, die man nicht jeden Tag sieht. Elf Artisten verbindet sie zu einer Art Großfamilie mit strengem Direktor, schönen Frauen, starken Männern, talentierten Kindern und einem Hund. Zwischen Wohnwagen und Zelt proben sie, flirten, streiten. Im Mondlicht begleitet das Akkordeon ihre poetisch verbundenen Kunststücke.

Fellinis Meisterwerk „La Strada“ lässt grüßen

Fellinis filmisches Meisterwerk „La Strada“ lässt an diesem Abend grüßen. Allein mit Amélie Demay ist es schon geschehen. Die kleine blonde Person trifft in manchen Momenten die traurige Clownin der Hauptdarstellerin Giulietta Masina ziemlich genau und beeindruckt zudem, angetrieben von ihrem Muskelmann Michele Chen, mit allerlei Kopfständen. Und das mit 48 und 52 Jahren! Da müssen sich die Jüngeren ins Zeug legen, um mithalten zu können.

Marianna de Sanctis bewältigt das locker. Sie ist eine Naturgewalt auf der Bühne und präsentiert Hula-Hoop-Artistik auf sehr lustige Weise. Dass sie noch singen kann, überrascht am Ende nicht mehr. Höchstens, dass sie mit dem schüchternen Jongleur Florent Lestage zusammen ist und eine knapp zweijährige Tochter hat, die immer mal wieder am Rande des Geschehens zu sehen ist.

Programm bis Ende Dezember

Das Varietéprogramm „La Luna“ ist bis 31. Dezember im GOP, Rottstr. 30, zu sehen.

Zwischendurch bietet der von Ludger K. moderierte GOP Comedyclub eine Abwechslung. Gäste: Michael Sens, Hans-Peter Lengkeit und Carsten Höfer.

Karten unter: 247 93 93 oder www.variete.de

Wie sie haben fast alle Artisten der Show, die aus Südeuropa kommen, Rhythmus im Blut und unterstützen den Musiker des Spektakels, Gabriel Levasseur, wo sie nur können. Lucas Bergandi, der eigentlich einen Drahtseilakt vollbringt, spielt Saxophon, Romina Chen begleitet ihn auf der Gitarre, so manch anderer mit Rasseln und Schelleninstrumenten.

Wie in den vorherrschenden Kostümfarben Rot und Schwarz ergibt sich mit dem Ineinandergreifen der Nummern ein rundes Bild. Dazu tragen die temporeiche Antipoden-Artistik von Vanessa Alvarez, die sinnlichen Luftringfiguren von Santé Fortunato oder die Cyr-Darbietung von Ariadna Gilabert Corominas bei. Sie wird wegen ihrer Schwangerschaft ab Dezember von Anna Ward abgelöst. So ist das in einer Familie, in der es selbstredend auch echte Machos gibt. Das Duo Manducas verkörpert sie mit hinreißender Selbstironie bei ihren unglaublichen Kraftakten.

Wir wissen nicht, ob Federico Fellini seine helle Freude daran gehabt hätte. Das Publikum hatte sie ohne Zweifel.