Essen. . Was ein georgisches Duo, das bald im Grillo-Theater auftritt, antreibt - und warum ihre Lieder wie Brücken sein sollen. Im Zentrum stehen Cover-Hits.

Als sie mit 23 der Liebe wegen von Tiflis nach Essen zog, sehnte sie sich nach Kontakten. Nino Wijnbergen-Shatberashvili hatte zwar gehört, dass ihr Landsmann Rezo Tschchikwischwili hier lebt. Aber ihn einfach anzurufen, schien ihr unmöglich. „In Georgien ist er ein Star. Ich hatte ihn als Kind im Theater und im Fernsehen gesehen“, so die studierte Pantomimin, Sängerin und Musikerin. Die Begegnung kam dennoch zustande. Inzwischen sind sie öfter zusammen aufgetreten, zuletzt in seinem Programm „Leb Dein Leben“. Die „Musikalische Europareise“ im Café Central im Grillo lässt sie zu Partnern auf Augenhöhe werden.

Wie in ihrem Leben brechen sie musikalisch in Georgien auf, singen emotionale Lieder wie „Das Schicksalsrad“, erzählen von ihrem Land, das gen Westen tendiert und von Russland bedrängt wird. Die Seele des großen Nachbarn schwingt trotzdem mit, wenn es im Original heißt „Dorogoi dlinnoyou“. Der Titel mag fremd klingen, die Melodie ist es nicht: Mit Folksängerin Mary Hopkin erlangte „Those Where The Days“ in den späten 1960er Jahren Weltruhm.

Lieder der Gipsy Kings, der Beatles, von Edith Piaf

Der Schritt nach Europa ist für ihre Heimat noch weit. Der Gesang und der Tanz überwinden die Grenzen mühelos. In Frankreich geht es mit einem Potpourri weiter. Unsterbliche Chansons von Gilbert Bécaud, Edith Piaf und Yves Montand erklingen, gekrönt von „Paris, je t’aime d’amour“, gefolgt von italienischen Canzoni von Lucio Dalla, spanischen Rhythmen der Gipsy Kings oder englischen Songs von den Beatles oder Charlie Chaplin. Mal solo gesungen, mal im Duett, doch (fast) immer in der Landessprache. Dabei begleiten sie sich mit Klavier, Gitarre oder Trommel stets selbst.

Dass Coverhits und nicht eigene Kompositionen im Zentrum des Abends stehen, ist von Rezo Tschchikwischwili gewollt. „Es gibt eine Zeit zum Schreiben und eine zum Singen“, meint der Schauspieler. „Es ist mir wichtig, in Zeiten, in denen Europa uneins ist, eine Brücke zu bauen und die Gemeinsamkeiten der Staaten in der Musik zu zeigen.“

Die Premiere

Die Musikalische Europareise hat am Dienstag,1.November, 19 Uhr, Premiere im Café Central International im Grillo-Theater. Es gibt noch Restkarten für den Abend.

Weitere Termine: 13. November , 15. Dezember sowie 18. Dezember.

: 8122 200 oder www.schauspiel-essen.de

Die zwei sind das beste Beispiel. Natürlich lieben sie georgische Klänge. Aber ihre Lieblingslieder haben deutsche Wurzeln. Sie kennzeichnen die letzte Station ihrer Reise. Die 41-Jährige Nino Wijnbergen-Shatberashvili mag „Illusionen“ von Alexandra, weil sie ihre Lieder zum ersten Mal hier hörte. Rezo Tschchikwischwili verbindet mit Udo Lindenbergs „Sonderzug nach Pankow“ Biografisches: „Ich drehte Anfang der 1980er Jahre einen Defa-Film und betete, einmal über die Mauer schauen zu können. Ich wollte in den Westen. Und er wollte in den Osten.“ Beides hat sich auf die eine oder andere Art erfüllt.

Schauspieler lebt seit mehr als 20 Jahren in Essen

Mittlerweile lebt der 59-Jährige über 20 Jahre in Essen und steht derzeit für einen Film über den georgischen Historiker und Politiker Ekvtime Takaishvili vor der Kamera. „Für mich ist das die Möglichkeit, öfter als einmal im Jahr in die Heimat zu reisen“, sagt er. Oder wie es seine Bühnenpartnerin auf den Punkt bringt: „Wir Georgier brauchen einander.“