Essen. Die Caritas Essen muss die Betreuung von zwei Asylheimen abgeben, weil ein privater Anbieter billiger war. Aber: Schon im Mai wird neu ausgeschrieben.
- Caritas muss Betreuung von zwei Essener Flüchtlingsgheimen nach vielen Jahren abgeben
- Privatanbieter war billiger und bei der städtischen Ausschreibung zählte nur der Preis
- Aber: Schon im Mai wird neu ausgeschrieben, dann soll auch Qualität geprüft werden
Die Caritas hat die Betreuung von zwei Flüchtlingsheimen an European Homecare (EHC) verloren, weil die Privatfirma günstiger ist. Der kirchliche Träger kritisiert nun, dass bei der städtischen Ausschreibung allein der Preis zählte und Qualitätsmaßstäbe unberücksichtigt blieben. Für ein reguläres Ausschreibungsverfahren habe die Zeit gefehlt, bestätigt der Leiter des Amtes für Soziales und Wohnen, Hartmut Peltz. Man habe sich daher für ein Interimsverfahren entschieden: Die Betreuung wurde nach Kostengesichtspunkten vergeben – und nur bis April 2017.
Wenn dann neu ausgeschrieben werde, sehe man sich auch an, wie der Anbieter sein Personal qualifiziert, Akteure im Stadtteil einbindet oder mit Ehrenamtlichen arbeitet. Dass er dann bessere Chancen habe, den Zuschlag zu bekommen, tröstet Caritasdirektor Björn Enno Hermans wenig: „Nur weil die Stadt kein geordnetes Verfahren hinbekommen hat, muss ich hastig Mitarbeiter abziehen und womöglich Kündigungen aussprechen. Und in den Heimen steht im Mai vielleicht wieder ein Wechsel an.“
Von 1990 bis 2005 und seit 2009 hat die Caritas das Heim im Werdener Löwental betreut. An der Grimbergstraße in Kray war sie seit 1992 tätig, dort hätte man 2017 das 25-Jährige feiern können. „Wir sind da im Stadteil vernetzt, haben Nachbarschaftsarbeit gemacht, uns mit ganz viel Power reingehängt.“ In dem Asylheim gibt es sogar einen Kinder- und Jugendclub. Alles Faktoren, die im üblichen Ausschreibungsverfahren der Stadt Gewicht haben. Statt aber als bewährter Träger in Kray Jubiläum zu feiern, muss Hermans sein Team abziehen, das Haus abgeben. „Für die Mitarbeiter, die sich krumm gelegt haben, ist das hoch frustrierend.“
Sozialamtsleiter Peltz kann Hermans’ Unmut verstehen. „Ich finde das selbst unglücklich.“ Er bestätigt auch, dass die Stadt in den regulären Ausschreibungsverfahren nur zu 30 Prozent nach Preis entscheide, zu 70 Prozent aber nach der Qualität der Leistung.
Auch die Frage, warum die Betreuung seit langem bestehender Unterkünfte überhaupt jetzt ausgeschrieben wird, kann Peltz beantworten: Notwendig waren die Ausschreibungen zunächst nur für neu entstehende Asylheime, doch diese will man zu organisatorisch sinnvollen Verbünden zusammenfassen: So sollen benachbarte Heime vom selben Träger betreut werden.
In der aktuellen Ausschreibung habe man darum das kleine Heim im Löwental mit seinen nur 44 Plätzen mit den neuen Einrichtungen an der Ruhrtalstraße in Kettwig (175 Plätze) und an der Bredeneyer Lerchenstraße (100) zusammengefasst. Und an der Grimbergstraße in Kray, wo neben den alten Containern mit ihren 129 Plätzen jetzt 75 Plätze neu entstehen, sei es nur logisch, das gesamte Ensemble in die Hand eines Trägers zu geben.
Gern hätte die Caritas mit ihrer jahrelangen Erfahrung am Standort auch den Neubau mit betreut. Schon darum ärgert sich Hermans über „Hoppla-Hopp-Vergabe“. Nötig war die, weil die neuen Heime bereits Anfang November und Dezember starten. Bis dahin aber hätte man eine reguläre Ausschreibung nicht abschließen können, „weil es einen erheblichen Abstimmungsbedarf innerhalb der Stadtverwaltung gab“, so Peltz nebulös.
Wie man hört, soll es sich bei diesem Abstimmungsbedarf auch um eine Diskussion über die Kosten der Betreuung gehandelt haben. Offenbar gab es in der Verwaltung Stimmen, die weitere Einsparungen forderten. Dass bei künftigen Ausschreibungen die Qualität weiter zu 70 Prozent zähle, sei „nicht in Stein gemeißelt“, glaubt auch Peltz. Dabei spart die Stadt gegenüber den Zeltdörfern bereits erheblich: Dort fielen pro Person und Monat gut 1100 Euro für Betreuung und Sicherheit an; bei festen Unterkünften sind es 550 Euro.
Peltz hält nichts davon, aus Kostengründen die Standards zu senken. Eine gute Betreuung komme den Flüchtlingen und dem sozialen Frieden zugute. Und Hermans fände es beschämend, „wenn hier nur noch das Finanzielle zählte“.