Essen. . Weil Fahrer krank sind und das Unternehmen verlassen, muss die Evag ab Mitte November tagsüber jede dritte Fahrt der Linie U18 streichen.

  • Evag klagt über akuten Engpass bei Fahrern – kurz vor Weihnachten Kürzungen in Netz
  • Die Ausfälle bei den Bahn- und Busfahrten nehmen weiter zu
  • Neuer Fahrplan kürzt das Angebot auf den Linien U18, 103, 105 und 107

Die akute Personalnot bei der Verkehrsgesellschaft Evag führt kurz vor der Weihnachtszeit zu Kürzungen im Linienverkehr. Besonders hart betroffen ist die U-Bahn-Linie U 18, die zwischen dem Berliner Platz und dem Mülheimer Hauptbahnhof verkehrt. Weil der Evag, aber auch der Mülheimer Verkehrsgesellschaft Fahrer fehlen, muss ab dem 15. November tagsüber fast jede dritte Fahrt entfallen.

Statt zehn Minuten fahren die U-Bahnen nur noch alle 15 Minuten. Dieser neue provisorische Fahrplan soll bis März nächsten Jahres gelten. Kürzungen gibt es auch auf der Straßenbahnlinie 103, auf der zum Teil vom 10- auf den 20 Minuten-Takt gewechselt wird und auf den Linien 105 und 107, auf denen mehrere Fahrten gestrichen werden.

Überalterung der 809 Bahn- und Busfahrer

Das weitere Vorgehen wurde mit dem städtischen Lenkungsaussschuss öffentlicher Nahverkehr und mit der Stadt Mülheim abgestimmt. Mit den Kürzungen sollen die verstärkt aufgetretenen unplanmäßigen Zugausfälle verhindert werden.

Die Evag bedauert diesen Schritt. „Alle im Unternehmen ärgern sich unheimlich darüber“, sagt Sprecher Nils Hoffmann. Aber die Überalterung der insgesamt 809 aktiven Bahn- und Busfahrer, die hohe Krankenquote (fast zwölf Prozent) und die plötzlich höhere Fluktuation, die allein im Betriebshof Stadtmitte zu einer bis zu zehnprozentigen Personallücke führte, hat diesen Engpass ausgelöst. Von massiv gestiegenen Fahrtausfällen sowohl bei den Straßenbahn- als auch Buslinien ist die Rede. Derzeit sollen der Evag rund 20 Straßenbahnfahrer fehlen.

Jeder zweite Ausfall durch Personalmangel

„Inzwischen wird jede zweite ausgefallene Fahrt durch Personalmangel verursacht. Früher waren es nur fünf Prozent“, so Hoffmann. „Wir werden mehr Fahrer ausbilden müssen“, kündigt er an. Dafür ist ein dritter Fahrlehrer geplant. Hoffmann befürchtet aber, dass es einen „Wettbewerb um die besten Betriebsvereinbarungen geben wird, weil alle Betriebe händeringend nach Fahrern schauen.“

Wolfgang Freye von den Linken sieht auch in den Streichungen freiwilliger Leistungen für die Fahrer (etwa beim Monatsticket) einen Grund dafür, warum Fahrer zu anderen Verkehrsunternehmen wechseln. „Wir sollten überlegen, Einschnitte in das soziale Netz wieder zurückzunehmen“, fordert er. Vor allem: „Es kann nicht sein, dass beim Personal so knapp geplant wird.“Die Kürzungen im Linienangebot lehnt er ab. Ebenso Rolf Fliß von den Grünen: „Ich bin fassungslos – ausgerechnet jetzt. Die Weihnachtseinkäufe werden bald gemacht und das Grüne Hauptstadt-Jahr beginnt .“ Die Spardebatte habe bei der Belegschaft zu einer Verunsicherung geführt, so dass wohl mehr Mitarbeiter abwandern, glaubt Fliß: „Da wurde der Bogen überspannt.“

>> AUF DIESEN LINEIN WIRD AB DEM 15.11. GEKÜRZT

U18 fährt nur alle 15 Minuten

Linie 103 (Germaniaplatz-Wertstr.- Philippustift) nur alle 20 Minuten von 8-19 Uhr, keine Verstärkerfahrten (Hollestraße-Steele-Hollestraße) v. 14-15 Uhr

Linie 105 (Frintroper Höhe-Essen Rathaus): Streichung von zwei 5-Minuten-Takt-Fahrten zwischen 6.59 und 7.19 Uhr

Linie 107 (Katernberg-Bredeney-Katernberg): vereinzelter Entfall vom 5-Minuten-Takt am Nachmittag. Streichung der Fahrten nach Bredeney bereits ab 8.19 Uhr statt 9 Uhr.