Essen. . Die Stadt bekommt 81,6 Millionen Euro vom Land für Sanierungen. Genaue Verwendung ist noch offen. Wir bitten Essener Eltern jetzt um Hinweise.

  • Stadt muss jetzt schnell entscheiden, wofür die 81,6 Millionen Euro vom Land ausgegeben werden
  • Essener Politik hat noch keine endgültige Entscheidung getroffen
  • Zum Vergleich: Nur 25 Millionen hat die Stadt jährlich derzeit für Renovierungen an Gebäuden übrig

Die jüngste Zuwendung des Landes für Essener Schulen, etwa 81,6 Millionen Euro aus dem NRW-Programm „Gute Schule 2020“, setzt die städtische Bau- und Schulverwaltung unter Druck. Anfang Oktober war bekannt geworden, dass die Stadt diese Summe aus dem Investitionsprogramm des Landes erhält.

81,6 Millionen Euro – wofür das Geld im Stadtgebiet ausgegeben werden soll, ist noch offen. Während die Ratsfraktionen von SPD und CDU sich demnächst zusammensetzen wollen, nimmt sich Anfang November ein entsprechender Unterausschuss hinter verschlossenen Türen des Themas an.

Geld muss bis Ende 2020 ausgegeben werden

Was bislang schon feststeht: Schnelle Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden, denn das Geld muss bis Ende 2020 ausgegeben werden. Für Bauprojekte mit zwingend vorgeschriebenen öffentlichen Ausschreibungen ist das vergleichsweise wenig Zeit. Sie müssen bis dahin fertig sein – nicht auf dem Papier, sondern wirklich.

81,6 Millionen Euro – ist das eigentlich viel oder wenig Geld? Zum Vergleich: Gerade mal etwas mehr als 25 Millionen Euro hat die Stadt Essen derzeit pro Jahr zur Verfügung, um ihre Gebäude – darunter mehrere hundert Schul- und Turnhallenbauten – instandzuhalten. Die Folgen sind bekannt: Seit Jahren wird nur noch das Allernötigste gemacht; „Bauunterhalt zur Substanzerhaltung findet nicht statt“, hatte die Immobilienwirtschaft schon vor einem Jahr festgestellt.

Sanierungsstau der akuten Maßnahmen: 134 Millionen Euro

Der Sanierungsstau allein der akuten Maßnahmen belief sich zuletzt auf 134 Millionen Euro an den Essener Schulgebäuden – ohne das, was man „Generalsanierung“ nennt, zum Beispiel, um langfristig Energie zu sparen.

So gesehen, sind die 81,6 Millionen Euro, mit denen Essen rechnen darf, eigentlich wenig. Was kann man mit dem Geld anstellen?

Einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Die neue Grundschule in Haarzopf, mit integrierter Kita, hat rund zehn Millionen Euro gekostet. Oder: Für den kompletten Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck, mit dem im kommenden Jahr begonnen werden soll, wurden etwas mehr als 40 Millionen Euro veranschlagt. Ohne Abrisskosten des alten Gebäudes, versteht sich.

Oder: Vier Grundschulen (zwei in Rüttenscheid, eine in Frintrop, eine in Kupferdreh) erhalten künftig Erweiterungsbauten, weil es stadtweit mittlerweile zu wenig Grundschulplätze gibt – Kosten für die vier Bauprojekte insgesamt: etwa 12,2 Millionen Euro. So teuer ist im Übrigen auch etwa die Sanierung des Nixdorf-Berufskollegs in Frohnhausen, bei der es um weit mehr als um Brandschutz geht. Denn allein der geht ja immer ins Geld: In Altendorf gibt man derzeit rund sechs Millionen Euro an der Gesamtschule Bockmühle aus – dabei gäbe es dort baulich eigentlich noch viel mehr zu tun, wie alle Beteiligten wissen.

Geld sollte in der Fläche verteilt werden

Wie auch immer: Dass mit dem Geld vom Land dringend „Grundschulplätze entstehen“ sollten, findet bislang Andreas Kalipke, schulpolitischer Sprecher der CDU. „Die Prognosen übertreffen sich schließlich in jedem Jahr neu.“

Auch die Schulausschussvorsitzende Janine Laupenmühlen (SPD) glaubt nicht daran, dass mit dem Geld „nur ein einzelnes Leuchtturmprojekt“ umgesetzt, sondern es eher in der Fläche verteilt werden sollte: „Allein die Inklusion, über die derzeit nur wenig gesprochen wird, hat einen ganz neuen Raumbedarf geschaffen, der längst nicht überall gegeben ist.“

>> WO WIRD DAS GELD AM MEISTEN BENÖTIGT? BITTE MELDEN!

Die Lokalredaktion Essen ruft Eltern auf, sich zu melden – mit Tipps an die Verantwortlichen, wofür das Geld vom Land in Essen am besten gebraucht werden könnte: Regnet’s in der Turnhalle Ihrer Tochter seit Jahren rein? Geht an der Schule Ihres Sohnes ständig die Heizung kaputt? Klagen Ihre Kinder über feuchte Wände? Von den Zuständen der Klos ganz abgesehen.

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