Essen. . Ausstellung „Rock und Pop im Pott“ lockt bislang 40 000 Besucher ins Ruhr Museum. Große Veranstaltungsreihe sorgt im Herbst für viele Extra-Events.

  • Begleitprogramm sorgt für Gesprächsrunden, eine Kinoreihe und Konzerte auf dem Welterbe Zollverein
  • Erinnerungen an den Rockpalast oder die legendären Essener Songtage werden wieder geweckt
  • Konzert-Angebot reicht von Rock über Pop bis Ska und Heavy Metal

Revolte, Aufbruch, zertrümmerte Stühle. Einst waren Rock und Pop Ausdruck der Jugend- und Protestkultur. Heute bekommen seine Galionsfiguren wie Bob Dylan den Literaturnobelpreis und mancher Zeitgenosse eine Vitrine im Museum. Dass die Zeit allmählich reif ist für eine historische Betrachtung des Pop, das beweist auch der Zuspruch für die Ausstellung „Rock und Pop im Pott“, die etwa zur Halbzeit eine positive Bilanz zieht und mit prallem Begleitprogramm in den nächsten Monaten noch einmal richtig aufdreht. Rund 40 000 Besucher haben die Schau voller Instrumente, Plakate, Plattencover und Erinnerungen nach Angaben von Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museum, bereits gesehen. „Das ist mehr als eine Ausstellung. Wie sind noch nie so tief in ein Thema eingestiegen“, sagt Grütter.

„Stoppok“ sorgt für den Ausklang

© Stephan Eickershoff

Damit das Interesse also weiter groß bleibt, starten Ruhr Museum und Stiftung Zollverein in den kommenden Monaten ein vielschichtiges Begleitprogramm, das in hochkarätigen Gesprächsrunden beispielsweise Zeitzeugen, Musiker und Szenekenner wie Rockpalast-Vater Peter Rüchel, Popkomm-Initiator Dieter Gorny oder Fard, den Gladbecker Rapper mit iranischen Wurzeln, zu Wort kommen lässt. Die von Paul Hofmann, Leiter der Kinemathek im Ruhrgebiet, kuratierte Filmreihe, macht Erinnerungen an epochale Ruhrgebiets-Auftritte wieder lebendig. Sie startet mit dem legendären Musikfilm „Rock Around the Clock“, Mitte der 1950er Auslöser der damaligen Jugendrevolte, schaut auf „Halbstarke an Rhein und Ruhr“ und bringt Filmmaterial über Essener Bands wie die „78 Twins“ oder die Altenessener Thrash-Metaller „Kreator“ auf die Zollverein-Leinwand. Das meiste frühe Material, so Hofmann, stamme dabei von privaten Leihgebern oder aus dem WDR-Archiv, die musikalischen Filmdokumente aus den 50er und 60er Jahren seien lange nicht wertgeschätzt worden.

Das Programm im Überblick

Die Gesprächsrunden auf Zollverein drehen sich um die „Professionalisierung der Live­szene im Ruhrgebiet (28. 10.). Rockpalast-Geschichten erzählen die Erfinder Peter Rüchel und Christian Wagner (WDR) am 20. 11., dann in Kombination mit Filmmaterial im Kino Eulenspiegel. Weitere Themen: „Neue Deutsche Welle“ (16. 12.), Popmusik und Zuwanderung (20. 1. 2017), Rock und Pop als Strukturwandel (17. 2.).

Die Kinoreihe beginnt im Filmstudio Glückauf mit „Rock Around the Clock“ (30.10.) , beleuchtet den „Beat im Revier“ (13.11.), zeigt rares Filmmaterial zu den Essener Songtagen (22. 11./Zollverein) und schließt mit „Punk im Pott“ (20.12).

Den musikalischen Punk-Part übernehmen Bands wie „Honnycutt“ und „Dödelhaie (28. 1.). Rock (11.11) und Rock’n’ Roll (9. 12.) lassen die Zollverein-Halle 5 beben. „The Frits“ bescheren Ska (12.11.) und „Sodom“ heimatlichen Trash-Metal. Zum großen Finale kommt am 18.2. Stoppok.

Und weil zur Erinnerung eben auch die Musik von damals gehört, macht die von Torsten Sickert, Leiter Kreativwerk Ruhrgebiet, mitarrangierte Konzertreihe 60 Jahre Musikgeschichte wieder hörbar. Sie bringt den Rock zurück auf Zollverein, mit der 1969 gegründeten Band Franz K., lässt den Beat mit regionalen Playern wie Deutschlands dienstältester Rolling-Stones-Coverband „Downtown Angels“ wieder aufleben und bringt mit „Sodom“ aus Gelsenkirchen Pioniere und zugleich Klassiker des Trash-Metal auf die Bühne.

Ein wenig verbunden ist damit auch die Hoffnung, Essen und damit auch die Zeche Zollverein als Musikstandort im Ruhrgebiet neu zu etablieren, auch mit dem neuen Eventort „Grand Hall“ auf der Kokerei, der Anfang 2017 an den Start geht. Den Anfang hat der in Essen aufgewachsene Sänger Stoppok schon mal gemacht. Das Video seines neuen Albums „Operation 17“ wurde teils im künftigen Schaudepot des Ruhr Museum gedreht.