Essen. . Die Teilhabe-Karte für einkommensschwache Haushalte gibt es seit über einem Jahr. Sie wird kaum angenommen. Nun soll es für Rentner Änderungen geben.

  • Teilhabe-Karte für einkommensschwache Haushalte wird nach wie vor wenig genutzt
  • Um das zu ändern, gibt es nun Verbesserungen für Rentner
  • Für die Hartz-IV-Empfänger gibt es allerdings weiter keine Lösung

Nach über einem Jahr ist die neue Teilhabe-Karte der Stadt noch immer kein Renner. Rund zehn Prozent der Berechtigten nutzen die Rabatt-Karte, bei den Rentnern, die ihre karge Rente mit Grundsicherung aufstocken müssen, sind es sogar nur drei Prozent.

„Das sind lächerlich wenige“, sagt Udo Seibert, der für die Linke im Seniorenbeirat sitzt. Auf Initiative des Seniorenbeirats bessert die Stadt nun bei der Verteilung der Teilhabe-Karte nach – zumindest bei den Rentnern. Künftig können ältere Menschen die Karte gleich zusammen mit der Grundsicherung beantragen. Bislang mussten sie dafür extra beim Amt in der Steubenstraße einen Antrag stellen. Für Rentner mit Grundsicherung ist die Karte zudem künftig nicht mehr auf ein Jahr befristet, sondern sie gilt jetzt unbegrenzt. „Das sind wichtige Verbesserungen“, meint Udo Seibert, der nun hofft, dass damit auch die Bekanntheit der Rabatt-Karte steigt. „Viele, die ich getroffen habe, kannten sie gar nicht.“ Für ihn ist das auch der Hauptgrund, warum sie bislang von so wenigen genutzt wird. Die Stadt hätte aus Seiberts Sicht mehr dafür werben müssen.

In Essen beziehen nach Auskunft der Sozialamtes 9141 ältere Menschen Grundsicherung. Das heißt: Sie haben zu wenig Rente, um davon leben zu können und müssen daher ihre Rente mit staatlicher Hilfe aufbessern. Für sie sind Kinobesuche, Theaterabende oder auch nur der Besuch im Schwimmbad Luxus. Zwar gab es bei städtischen Einrichtungen auch schon vor Einführung der Teilhabe-Karte Rabatte oder gar freien Eintritt für Bedürftige. Doch gerade bei vielen Älteren ist die Scham groß, den entsprechenden Leistungsbescheid an der Kasse vorzulegen. Diese Hemmungen will die Teilhabe-Karte nehmen.

Technisch keine Lösung beim Jobcenter

Die Karte im handlichen Scheckkarten-Format steht unterdessen nicht nur Rentnern mit Grundsicherung im Alter zu, sondern auch Wohngeld- und Hartz-IV-Empfängern. Deshalb machen sich Sozialpolitiker schon länger dafür stark, dass sie auch Hartz-IV-Empfängern möglichst mit dem Leistungsbescheid automatisch zugeschickt wird. Doch da gibt es weiterhin keine Lösung. Sozialdezernent Peter Renzel, in dessen Zuständigkeit das Jobcenter fällt, verweist auf den hohen personellen und Kostenaufwand. Die Hartz-IV-Bescheide werden über die technische Druckstraße im Rathaus versendet. „Es ist technisch nicht möglich, dem mehrseitigen Bescheid bei der Kuvertierung eine individuelle Plastikkarte beizulegen“, so Renzel. Ein dezentraler Versand aus den Zweigstellen des Jobcenters würde Portokosten bedeuten, hinzu käme die zusätzliche Arbeit für die Mitarbeiter. Dieser Aufwand sei in Anbetracht der eigentlichen Aufgaben und der bereits existierenden Arbeitsbelastung unverhältnismäßig, betonte Renzel.

Er erinnerte auch daran, dass die Politik einst beschlossen habe, dass die Teilhabe-Karte außer der Anschaffung keine weiteren Kosten verursachen dürfe.