Essen. . Lars Martin Klieve als Sparexperte und Lothar Grüll als Arbeitnehmer-Vertreter bald zusammen in Chefetage der Verkehrs- und Versorgungsholding EVV.

  • Lars Martin Klieve gilt als Sparfuchs der Stadt, Lothar Grüll steht für Nähe zu den Arbeitnehmern
  • Verkehrs- und Versorgungsholding EVV bündelt die wichtigsten städtischen Unternehmensbeteiligungen
  • Die für 2017 vorgesehene Verpflichtung Lothar Grülls gilt als Coup

Es hat auf dem Sparkurs der Stadt einige Etappen gegeben, da stritten sie sich wie die Kesselflicker – vor allem, wenn es ums Personal ging. Umso mehr mag manchen erstaunen, dass Noch-Kämmerer Lars Martin Klieve und der Geschäftsführer der Dienstleistungs-Gewerkschaft Verdi, Lothar Grüll, demnächst Seite an Seite für die gleiche Sache streiten – und zwar in der Chefetage der Verkehrs- und Versorgungs-Holding EVV.

Die Konzernmutter bündelt einige der wichtigsten städtischen Unternehmens-Beteiligungen: Stadtwerke und Evag, Entsorgungsbetriebe und RGE. Viel hätte nicht gefehlt, und im vergangenen Jahr wäre der Laden in eine extreme Schieflage gerutscht, weil die RWE-Dividende wegbrach. Der Verkauf einer lukrativen Beteiligung, „Kom9“ genannt, bereinigte damals die Situation. Im neuen Stadt-Haushalt ist das 38-Millionen-Euro-Minus der EVV bereits aufgefangen, für die Stadt aber dennoch kein Anlass, sich zurückzulehnen.

Der Sparkurs bei den städtischen Töchtern müsse weitergehen, signalisiert Oberbürgermeister Thomas Kufen, allein durch die umgebaute EVV erwartet er einen Einspar-Effekt von zwei Millionen Euro. Dass er dabei auf Kämmerer Klieve als knallharten Sanierer setzt, liegt nahe, der 46-Jährige soll auf Kufens Vorschlag demnächst nebenamtlicher EVV-Chef werden, bevor er voraussichtlich im Frühjahr 2017 an die Spitze der Stadtwerke wechselt.

Als Coup gilt die für 2017 geplante Verpflichtung Grülls, der als Garant dafür gilt, dass am Ende nicht allein die Arbeitnehmer die Sparsuppe auslöffeln müssen. Eine Doppelbesetzung also nach dem Motto „Böser Bulle, guter Bulle“? Nein, allein als Schutzheiliger der bislang noch rund 5500 Beschäftigten im EVV-Konzern sieht Grüll sich nicht, eher als jemand, der das Vertrauen der Mitarbeiter genießt und die nötige Ruhe in den Laden bringen könnte. Für ihn eine Art Abschluss-Job, denn der Verdi-Chef wird im August nächsten Jahres 65 Jahre alt. Für den EVV-Posten würde er Verdi vorzeitig verlassen, kein Problem angesichts der anstehenden Fusion mit Mülheim/Oberhausen. Großverdiener würde er wohl nicht, dem Vernehmen nach ist das neue Konstrukt nicht teurer als die alte Variante.