Essen. . Der Neubau in der nördlichen Essener Innenstadt wird bezogen. Hohe Nachfrage nach Wohnungen und Kita-Plätzen. Allbau-Zentrale eröffnet im November.
- Im Neubaukomplex in der Nord-City sind nur noch wenige Wohnungen frei
- Auch die Kita ist belegt. Studentenapartments sind noch zu haben
- Quartier verspricht Belebung eines sozial schwierigen Stadtviertels
Im Erdgeschoss toben Kinder durchs „Farbenland“. In den oberen Etagen richten sich Studenten und Mieter ein: Mit den „Kastanienhöfen“ zieht neues Leben in die nördliche Innenstadt.
Drei Jahre nach dem ersten Spatenstich hat das Quartier zwischen Kreuzeskirchstraße, Rottstraße, Kastanienallee und I. Weberstraße ein völlig neues Gesicht bekommen. 53 Millionen Euro hat der Allbau hier investiert, um ein Quartier städtebaulich nach vorne zu bringen, das nicht den allerbesten Ruf genießt. Allbau-Chef Dirk Miklikowski formuliert es so: „Die Kastanienhöfe stehen für Aufbruch.“
In der neuen Kita „Farbenland“ wurden 74 Plätze vergeben
Der Deutsche Kinderschutzbund ließ sich vom Ruf des Viertels nicht abschrecken. Im Gegenteil. „In der Innenstadt leben viele Familien mit Kindern“, sagt Annette Müller, Fachbereichsleiterin beim Kinderschutzbund, für den es deshalb nahe lag im Sprengel eine zweite Kita zu eröffnen, zusätzlich zur Einrichtung „Blauer Elefant“ an der Gerswidastraße ganz in der N ähe. Dass der Kinderschutzbund schon in die Planungen mit eingebunden war, will Annette Müller nicht unerwähnt lassen.
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Die 74 Plätze im „Farbenland“, so der Name der neuen Kita, an der Rottstraße/Ecke Kreuzeskirchstraße waren schnell vergeben. Kinder verschiedener Nationalitäten gehen auf Entdeckungsreise, versuchen sich als Forscher oder erproben ihre Talente beim Theaterspiel.
Kinder aus einfachen Verhältnissen sind darunter wie Kinder, deren Eltern finanziell besser gestellt sind. Viele wohnen im Universitätsviertel jenseits der Friedrich-Ebertstraße, berichtet Annette Müller. Der Brückenschlag vom Universitätsviertel in die nördliche Innenstadt, den sich Stadtplaner vom neuen Quartier versprechen, wäre damit schon einmal gelungen.
Kurze Wege für Studenten kosten höheren Mietpreis
Auf die Nähe zur Universität setzt auch das Studierendenwerk, das an der Rottstraße 55 Apartments für angehende Akademiker anbietet. Die 15 bis 19 Quadratmeter großen Studentenbuden sind voll möbliert, haben aber ihren Preis. 450 Euro kostet die Monatsmiete für ein Apartment, 415 Euro ein Zimmer in einer Zweier-WG.
Zum Vergleich: Im Wohnheim an der Meistersingerstraße in Kray zahlen Studenten für ein Einzelapartment 260 Euro, aber das ist eben weit vom Schuss.
Dass das Studierendenwerk in der nördlichen Innenstadt andere Kurse aufruft, sei deshalb auch angemessen, sagt Bereichsleiterin Michaela Knapp. 25 der 55 Plätze seien vergeben. Michaela Knapp nennt das „richtig gut“. Das mag verwundern, aber mit der Rottstraße 15 ist das Studierendenwerk frisch am Markt. Und Essen sei eben keine Studentenstadt wie Münster oder Köln, wo Studenten kaum noch eine bezahlbare Bleibe finden.
Noch fünf freie Wohnungen hat Allbau zu vergeben
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Über mangelnde Nachfrage muss sich der Allbau nicht beklagen. Von den 47 Mietwohnungen sind nur noch fünf zu haben. Quadratmeterpreise von 8,20 Euro bis 9,50 Euro in bester Innenstadtlage mögen andernorts ein Schnäppchen sein, in der Nord-City sind das Ausreißer nach oben. Eingezogen sind vor allem Singles und Paare, heißt es beim Allbau. Dagegen finden sich unter den Mietern wenige Senioren und nur eine einzige Familie.
Maike Werdecker wohnt seit zwei Wochen mit ihrem Freund in einer der Neubauwohnungen an der I. Weberstraße. Sie stammt aus Kiel, ist der Arbeit wegen nach Essen gezogen. Maike Werdecker arbeitet am Limbecker Platz. Ihr neues Zuhause biete nur Vorteile, sagt sie: der kurze Weg zum Arbeitsplatz, die moderne Ausstattung, der Parkplatz in der Tiefgarage. Dass das Viertel „nicht so toll sein soll“, habe sie schon gehört. Aber das dürfte sich ja ändern.
Allbau erwartet tausende Besucher jährlich in Kundencenter
Die Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen soll im Januar 2017 einziehen, der Vertrag mit der Stadt sei unterzeichnet, heißt es beim Allbau. Nicht nur im Haus der Begegnung am Weberplatz werden Umzugskartons gepackt, auch im Etec an der A 40, wo die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) ihren Sitz hat. Das Gebäude steht zum Verkauf. Die Stadt Essen konzentriert ihre Immobilienaktivitäten an der Rottstraße, wo die GVE vier Etagen beziehen wird.
Am 3. November nimmt der Allbau seine neue Zentrale an der Rottstraße/Ecke Kastanienallee in Besitz. Allein das neue Kundencenter erwartet 40 000 Besucher pro Jahr. Auch die bringen Leben in die nördliche Innenstadt.