Essen. . Gewerbeflächen sind in Essen Mangelware. Der Fakt ist bekannt. Was das aber in der Realität heißt, zeigt ein aktueller Fall aus Stoppenberg.

  • Firmen auf Zeche Ernestine 23 ist der Mietvertrag gekündigt worden
  • Sie müssen nun in den nächsten Monaten und Jahren eine neue Bleibe finden
  • In Essen gar nicht so leicht, weil Gewerbeflächen Mangelware sind

Ingo Steinberg spricht nach den ersten Erfahrungen von einer „Katastrophe“. Vor sechs Wochen hat der Geschäftsführer des Containerdienstes Volker Klein begonnen, sich nach einer neuen Bleibe für sein Unternehmen mit sieben Mitarbeitern umzuschauen. Diese Wochen haben ihn bereits eines gelehrt: Das wird nicht leicht, auf jeden Fall aber wird es teuer. Freie Gewerbeflächen sind in Essen rar. Ein zwar längst bekannter Fakt, den Ingo Steinberg nun aber selbst zu spüren bekommt. Sein Appell richtet sich deshalb an die Politik.

Günstige Mieträume für Gewerbetreibende gibt es kaum

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Der 55-Jährige muss sein Büro und die Freifläche mit 50 Containern auf dem Gewerbegelände Zeche Ernestine 23 in Stoppenberg bis zum 1. Juli nächsten Jahres räumen. Der bisherige Eigentümer hat den kleinen Gewerbepark verkauft und den Mietern gekündigt. Schätzungsweise gut ein Dutzend Unternehmen mit zusammen wohl über 100 Arbeitsplätzen müssen nun je nach Länge ihres Mietvertrages in den kommenden Monaten und Jahren die Koffer packen. Der Käufer, Adco Umweltdienste aus Ratingen, braucht den Standort für sein Tochterunternehmen, die Toi Toi & Dixi Sanitärsystem GmbH.

Jan Groß-Meininghaus ist vom Eigentümerwechsel noch stärker betroffen als Ingo Steinberg. Er braucht bereits bis 30. April 2017 eine Lösung, wo er seinen Großhandel „Gummi Spezialhaus A. Schulden“ unterbringen kann. Seine gemietete Backstein-Halle auf Zeche Ernestine 23 ist zwar alt und wirkt sanierungsbedürftig. Dafür sei sie günstig. 400 Quadratmeter Halle mit Büro und Sanitärbereich. „So etwas in Essen wieder zu finden – keine Chance“, sagt er. Drei Arbeitsplätze hängen an seinem Handel für Schlauchwaren und Zubehör.

Unternehmer fordern Politiker auf aktiv zu werden

Im Moment weiß Jan Groß-Meininghaus nicht, wie es nächstes Jahr weiter gehen soll. Bei der Wirtschaftsförderung hatte er auf Hilfe gehofft. Doch diese verweise nur auf das Online-Portal Immoscout. Auch Marita Lehmann, Inhaberin des Mietparks, richtet sich auf eine schwierige Suche ein. Sie muss 2018 gehen und braucht bis dahin eine Freifläche von rund 1500 Quadratmeter und Büros für sich und ihre zwei Mitarbeiter. „Sollte ich in Essen nichts finden, dann käme auch Umzug in andere Stadt in Frage“, sagt sie.

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Gegen den Verkauf und die Kündigung der Mietverträge können die Unternehmer nichts tun. Aber sie fordern die Politik auf, endlich mehr Gewerbeflächen zu schaffen. „Die Politik muss doch dafür sorgen, dass Unternehmen in Essen auch bleiben können“, unterstreichen sie.

Durch die Knappheit sind die Preise für Gewerbeflächen in den vergangenen Jahren in Essen gehörig gestiegen. Ein Angebot, das Ingo Steinberg bekommen hat, hätte fast das Dreifache an Miete gekostet, eine Halle hätte er sich außerdem selbst bauen müssen. „Ich weiß nicht, ob ich mir das noch mit 55 Jahren antun will“, meint er.

Die Mietpreise sind in den letzten Jahren angestiegen

Maklerin Corinna Spiess, Geschäftsführerin der Rasch Industrieimmobilien, teilt die Erfahrungen der Unternehmer. Vor allem Unternehmen, die Freiflächen brauchen, täten sich schwer, in Essen Passendes zu finden. „Kleine Hallen gibt es zwar, aber auch da muss man beim Standort flexibel sein“, sagt die Maklerin.

Die Entwicklung bei den Preisen kann sie ebenfalls bestätigen. Seit Gewerbeflächen immer knapper werden, steigen die Mieten – zuletzt binnen eines Jahres um zehn Prozent. „Teilweise werden alte Möhrchen zu horrenden Preisen angeboten.“ Außerdem gibt es wenig Bewegung auf dem Markt. „Viele Unternehmen bleiben in ihren Objekten.“