Essen-Südviertel. . Die neue Mietwohnung einer Essenerin gleicht einer Baustelle. Der Eigentümer ist eine Holding im Ausland, die Verwaltung sei kaum erreichbar.
- Merit Knaak ist mit ihrer Tochter am 1. Oktober in neue Mietwohnung am Isenbergplatz eingezogen
- Doch statt einer sanierten Wohnung fand sie eine Baustelle vor
- Hausverwaltung teilte via Whatsapp mit: Heizung sei frühestens in fünf Wochen betriebsbereit
Als Merit Knaak Ende Juni das Wohnungsinserat im Internet entdeckt, ist ihr Interesse sofort geweckt: Eine 53 Quadratmeter große Wohnung direkt an der Szene-Adresse des Südviertels, dem Isenbergplatz, noch dazu bezahlbar und vollständig saniert. Das klingt nach einem perfekten neuen Zuhause für die 24-Jährige und ihre vierjährige Tochter.
Doch mit dem Einzug am vergangenen Freitag kommt die Ernüchterung: Obwohl der Mietvertrag am 1. Oktober in Kraft getreten ist, gleicht die Wohnung einer Großbaustelle, das Badezimmer etwa ist noch immer nicht fertiggestellt. Informiert wurde Merit Knaak darüber nicht, auch wurde ihr kein alternativer Wohnraum angeboten. Die Heizung, heißt es in einer knappen Whatsapp-Nachricht, sei frühestens in fünf Wochen betriebsbereit. Immerhin wurden Radiatoren geliefert, nachdem sich die Neumieterin beschwert hatte.
Dass sich von Hausverwaltungsseite überhaupt jemand bei ihr zurückmeldet, sei selten. „Letzten Freitag“, sagt die alleinerziehende junge Frau, „sollte die Wohnungsübergabe sein. Doch der Hausverwalter hat mir zwar die Schlüssel gegeben, mich dann aber weggeschickt, ohne zu sagen, wie es weitergeht. Danach ist er erstmal nicht mehr ans Handy gegangen obwohl ich ihn mindestens zehn Mal angerufen habe“. In ihrer Not – die alte Wohnung in Huttrop muss leer geräumt werden – stellt Merit Knaak ihre Möbel in die wenigen fertigen Räume der neuen Wohnung. Leben kann sie dort aber auch eine Woche später nicht, teilt sich zurzeit mit ihrer Tochter ein Zimmer in der Wohnung ihrer Mutter.
Immobilienholding mit Firmensitz auf der britischen Isle of Man
Ganz ähnlich ist es ihrer Nachbarin Karin Schäfer ergangen, die bereits im September in eine zunächst halb fertige Wohnung ein Stockwerk tiefer zog. Ein mobiles Heizgerät wurde ihr bislang nicht gestellt, in dicker Strickjacke öffnet die 50-Jährige ihre Tür. Bis heute warte sie auf eine ihr als „kleine Entschädigung“ zugesicherte Duschabtrennung, müsse unzähligen Handwerksarbeiten „hinterherlaufen“, wie sie berichtet: „Ich werde ständig vertröstet oder die Verwaltung geht erst gar nicht ans Telefon. Es ist zum Verzweifeln.“ Zwei Jahre habe sie zuvor in Rüttenscheid/Süd eine Wohnung gesucht, die Vermieter nutzten die begehrte Lage aus, beklagt sie.
Vermieterin ist im Fall der beiden Frauen eine Immobilienholding mit Firmensitz auf der britischen Isle of Man, die in Deutschland durch die Capera Immobilien Service GmbH vertreten wird. Eine schriftliche Anfrage zum konkreten Fall blieb bislang unbeantwortet. Für Siw Mammitzsch von der Essener Mietergemeinschaft ist die bundesweit tätige Hausverwaltung keine Unbekannte: „Wir hören in diesem Zusammenhang immer wieder von Terminen, die nicht eingehalten werden, und schlechter Erreichbarkeit. Einen solchen Fall wie diesen habe ich allerdings noch nicht erlebt.“ Erschwerend komme hinzu, dass der Hauseigentümer eine Fondsgesellschaft sei – „die haben kein Gewissen ihren Mietern gegenüber“. Merit Knaak wird vorerst keine Miete zahlen – so lange, bis aus der Baustelle vielleicht doch noch ihr neues Zuhause geworden ist.