In der Grugahalle steigt Beatles-Revival mit Rollenspiel
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Essen.. Zwischen Friseursalon und Modenschau: In der Grugahalle wurde die Rückkehr der Pilzköpfe gefeiert. Szenerie erinnerte an den Auftritt im Sommer 1966.
Thomas Jäkel hat Geschichte studiert, aber so aktiv hat der 35-Jährige die Historie noch nie dirigieren dürfen. „Herrschaften, nicht so drängeln, bitte ruhig und gesittet weitergehen“, bellt der Darsteller in Polizeiuniform in sein Megafon, während die Raupe auf dem Grugahallen-Vorplatz den Rückwärtsgang einlegt. Jäkels Papa war ein leidenschaftlicher Pilzkopf-Fan, 50 Jahre später begleitet sein Sohn nun die Rückkehr der Beatles in Essen – auf der Leinwand.
„The Beatles: Eight Days A Week – The Experience“ haben die Veranstalter die ungewöhnliche Aktion getauft, die nicht nur den neuen Beatles-Film von Ron Howard auf die große Leinwand bringen soll, sondern auch ein bisschen von dem Feeling wachrufen will, das im Juni 1966 geherrscht haben muss, als die Beatles auf ihrer legendären Bravo-Beatles-Blitztournee zwei umjubelte Kurz-Konzerte in Essen gaben. Rund 17 000 kreischende Pilzkopf-Fans sorgten damals für einen Ausnahmezustand rund um die Grugahalle. Am Dienstagabend sind dann doch deutlich weniger gekommen. Von etwa 1200 bis 1300 Besuchern spricht Veranstalter Christopher Zwickler, der das Beatles-Revival gleichwohl als gelungene Veranstaltung bewertet und als Probelauf eines Formats, das in Zukunft ähnlich weiter geführt werden soll.
Ein Filmabend als aufwendig inszenierte Zeitreise, die vor allem im Foyer der Grugahalle mit Modenschau und nachgebautem Friseursalon, mit Plattenladen und nachgestelltem Filmset für Atmosphäre sorgt. So authentisch wie möglich soll es zugehen, die Komparsen sind modisch erstklassig ausgestattet, selbst für einen Besuch im Backstage-Bereich muss das Publikum erst mal das richtige Codewort kennen: „Abbey Road“.
Im Saal schreit heute keiner mehr
Die berühmte Straße ist noch gar nicht in Sicht, da beginnt im Foyer schon das Vorprogramm. Ulla Schmidt hat als Kartenabreißerin Platz genommen „1966 war ich 24, das war meine Zeit“, erzählt sie und zupft an den Replikaten der alten Grugahallen-Tickets. Zehn Mark kostete damals der Eintritt. Mit 36 Euro fällt der Beatles-Besuch diesmal hochpreisiger aus. Dafür bietet das Begleitprogramm optisch so einiges. „Mir gehen allmählich die Haarnadeln aus“, seufzt die Essener Make-up-Artistin Larissa Scheulen, nachdem sie die 60. Hochfrisur toupiert und in Form gesteckt hat.
Zeitreise mit den Beatles
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Rene Ruwald ist zum Kinokonzert aus Hattingen gekommen. Der 25-Jährige ist ein echter Fan und besitzt alle Beatles-Alben auf Vinyl. „Manche Dinge werden einfach nicht schlechter.“ Dann gehen im Saal die Lichter aus. Wer weiter hinten sitzt, sieht zwar mehr Hinterköpfe als Untertitel. Dafür macht der satte Film-Sound völlig vergessen, dass die Beatles mit ihren Verstärkern damals kaum gegen die kreischende Fanmeute ankamen. Im Saal schreit heute keiner mehr. Erinnerung klingt andächtig.
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