Essen. . Der Ausdauerathlet Klaus Wermker hat schon zum elften Mal an der Radrennfahrt „Tour TransAlp“ teilgenommen. Dieses Jahr war er der Zweitälteste.
- Ausdauerathlet Klaus Wermker hat schon zum 11. Mal an der Radrennfahrt „Tour TransAlp“ teilgenommen
- In diesem Jahr war der 73-Jährige der zweitälteste von 900 Teilnehmern
- Sein Pensum: 901,79 Kilometer, 7 Etappen, 19 521 Höhenmeter, 22 Pässe
901,79 Kilometer in sieben Etappen, 19 521 Höhenmeter und 22 Pässe – die „Tour TransAlp“ zählt zu den härtesten Radrennen in den Alpen. Von den 900 Radfahrern, die in diesem Sommer zwischen Tirol und dem Gardasee auf die Piste gingen, zählte der Essener Klaus Wermker schon vor der ersten Etappe zu den Ausnahmefiguren des „Pelotons“: Denn mit 73 war der Ausdauerathlet der zweitälteste Starter.
„Ich bin als Ausdauerathlet auf die Welt gekommen“, sagt der gebürtige Westfale, der in einfachen Verhältnissen aufgewachsen ist nach dem Studium an der Ruhr-Universität im Ruhrgebiet Wurzeln schlägt. Mit dem ehemaligen Chef der Stadtentwicklung werden Erfolgsprojekte wie der „Essener Konsens“, das „Triple Z“ und die „Ehrenamt-Agentur“ in Verbindung gebracht. Dank seiner langjährigen Lehrtätigkeit an der Universität Duisburg-Essen führt der Diplom-Sozialwissenschaftlicher zusätzlich den Titel eines Honorar-Professors.
Feinsinnige Intellektuelle
Akademiker und Ausdauerathlet: Hier der feinsinnige Intellektuelle mit der schmalen Titanbrille, dort der „Klettermaxe“ mit der strammen Wade. Spontan fällt einem für Leute wie ihn das Attribut „ehrgeizig“ ein, doch Wermker weist dieses Etikett mit einer abwehrenden Handbewegung und hochgezogenen Augenbrauen von sich. „Ich bin leistungsorientiert und für körperliche Anstrengung zu begeistern.“
Je älter, desto intensiver ist sein Repertoire an Leibesübungen geworden. In jungen Jahren hat er auf der Brehminsel Fußball gespielt, nebenbei auch Volleyball und Basketball, sogar Gewichtheben kam hinzu. Später wird es ihn zu ausgiebigen Wandertouren in die Rocky Mountains und zu abenteuerlichen Kanufahrten in die kanadische Wildnis ziehen. Wermker: „Ich brauche körperliche Aktivität, um in der Balance zu bleiben – nicht als Kompensation, sondern als Ergänzung.“ Was sofort auffällt: Der Mann ist auch mit 73 beneidenswert rank und schlank. In Zahlen: 185 Zentimeter und 70 Kilogramm. Selbst in dreißig Jahre alte Hosen schlüpft er völlig problemlos. „Ich bin kein Diätfanatiker, sondern nur ein schlechter Futterverwerter.“
Drei-Stunden-Schallmauer
Spätestens als er 1981 in Frankfurt den ersten deutschen Stadtmarathon mitläuft („in wahnsinnigen 3 Stunden 16 Minuten“), ist seine Leidenschaft für Ausdauerdisziplinen ungebrochen. Beinahe mühelos unterbietet er sodann die Drei-Stunden-Schallmauer und rennt so in die Eliteklasse der Hobbyläufer. Und es dauert nicht lange, da sitzt der Mann mit der Pferdelunge stundenlang im Fahrradsattel. Monotone körperliche Abläufe, die er keinesfalls als stumpfe Quälerei, sondern im Gegenteil als stimulierend, ja euphorisierend empfindet. Mal durchfahren ihn „überwältigende Glücksgefühle“, mal sei er „außer sich“, im Rausch der Endorphine sogar dem Fliegen nahe. „Am Rennradfahren begeistert mich, dass das Fahrrad irgendwann kein Fremdkörper, sondern ein Teil von mir ist.“
Apropos Zweirad: Mit seiner schwarz-weißen Hightech-Rennmaschine, einem mit nur 6,5 Kilogramm ultraleichten Carbonfabrikat aus der Fahrrad-Manufaktur Storck, stürzt der 73-Jährige mit fulminanten 78 Sachen und mehr die alpinen Dreitausender hinunter, selbst auf der Flachstrecke zeigt der Digital-Tacho immer noch 50 km/h an.
Als wir uns morgens um zehn zum Kaffee im „Miamamia“ verabreden, hat der sportliche Pensionär schon eine Stunde Fitnessstudio und den Einkauf hinter sich, vor ihm liegen gleich noch 70 Kilometer auf dem Rennrad. So dürfte seine Jahres-Fahrleistung am Ende wohl bei 6000 Kilometern liegen. Und dann naht schon die „TransAlp 2017“, seine zwölfte. Wermker sagt: „Die spektakulären Landschaften sind fürs Auge ein Genuss.“