1,3 Mio. Deutsche leiden an Demenz. Viele scheuen sich davor über die Krankheit zu sprechen. Ein Aktionsnachmittag klärt über Hilfsangebote auf.

„Gehirnzellen sterben ab. Dagegen hilft keine Pille“, sagt Dr. Hans-Christoph Heuer, Leitender Oberarzt in der Klinik für Geriatrie an den Kliniken Essen-Mitte. Doch wie bei allen Krankheiten würden die Patienten auch bei Alzheimer, woran überwiegend Personen über 65 Jahren erkranken, die heilende Arznei erwarten.

In Deutschland leben rund 1,3 Millionen Menschen mit Demenz, zwei Drittel von ihnen haben Alzheimer. Bis 2030 soll sich die Zahl verdoppelt haben. Heuer ist einer der Experten, die beim Aktionsnachmittag anlässlich des Welt-Alzheimertages in der Kreuzeskirche über die Erkrankung informieren. „Einiges haben wir verstanden“, sagt sein Kollege, Dr. Dag Schütz, Direktor der Klinik für Geriatrie am Evangelischen Krankenhaus Essen-Werden, „doch längst nicht alles.“

Wissen, wo Hilfe zu finden ist

Wie Alzheimer entstehe, wie sich die Organe der Betroffenen verändern, das sei mittlerweile gut beschrieben, erläutert Schütz in seinem Impulsvortrag. Doch auch über hundert Jahre nachdem der Neurologe Alois Alzheimer diese Krankheit erstmals beschrieb, gibt es keine Heilung. Und bis die Medizin soweit ist, sei es noch ein langer Weg. Wurde die Krankheit zu Alzheimers Lebzeiten noch für Wahnsinn gehalten, habe sich das Bewusstsein der Bevölkerung geändert. „Was geblieben ist, sind Überforderung und Hilflosigkeit bei Betroffenen und Angehörigen“, sagt Schütz. Deswegen brauche es den Welt-Alzheimertag, damit die Menschen wissen, wohin sie sich wenden können.

Wenn man auf die Zahlen schaut, ist das Älterwerden und die damit verbundenen Folgen ein aktuelles Thema: 21 Prozent der Essener sind 65 Jahre und älter. Im Süden leben viele ältere Menschen, in Kettwig beispielsweise liegt der Anteil der Senioren 65plus zwischen 28 und 31 Prozent. Spätestens seit dem Kino-Kassenschlager „Honig im Kopf“ und der Bekanntmachung, dass Rudi Assauer, Ex-Manager von Schalke 04, an Alzheimer leidet, ist das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Die Scheu ist groß

Doch nach wie vor sei die Scheu, über die Krankheit zu sprechen, groß, berichtet Hans-Christoph Heuer aus eigener Erfahrung. Er hat es schon häufig erlebt, dass erste Anzeichen übergangen und verheimlicht werden. Irgendwann komme der Moment, an dem Hilfe notwendig werde. Welche Angebote es in Essen gibt, konnten Interessierte an diesem Tag sehen. Die Kliniken, Pflegedienste, das Netzwerk Demenz, aber auch das Folkwang Museum mit speziellen Führungen und viele mehr stellten sich vor. Kontakte knüpfen und Begegnungen ermöglichen, darum geht es, so Uwe Matysik, Pfarrer und Seelsorger an den Kliniken Essen-Mitte. Er ist einer der Mitorganisatoren. Drei Mal im Jahr veranstaltet er in der Marktkirche einen Gottesdienst für Menschen mit Demenz. „Die Ressonanz ist sehr gut“, so Matysik. Einen solchen Nachmittag soll es zukünftig häufiger geben.

Die Stadt Essen bietet einen Ratgeber zum Download sowie eine Liste mit Anlaufstellen.

Ansprechpartner und weitere Hilfsangebote, Beratung zu Themen wie Pflege, Sportangebote etc. gibt es beim Demenz-Servicezentrum Westliches Ruhrgebiet.