Essen. . Die Essener Einsatzkräfte sollen sich vor Übergriffen in Sicherheit bringen – selbst wenn einem Patienten dann nicht mehr geholfen werden kann.
Nach den zwei Gewaltausbrüchen binnen weniger Tage auf Besatzungen von Rettungswagen in Gelsenkirchen warnt Essens Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn vor den möglichen Folgen solchen Verhaltens: Die örtlichen Einsatzkräfte seien aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, wenn ihr Leben oder ihre Gesundheit durch solche Übergriffe in Gefahr geraten – „letztendlich mit der Konsequenz, dass einem Patienten womöglich nicht geholfen werden kann“, sagte Bogdahn, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren Nordrhein-Westfalens (AGBF) ist.
Immer mehr Beleidigungen, Rempeleien und Spuckattacken
Dass in der Nacht zum Sonntag zwei junge Sanitäter bei einem Einsatz verprügelt und verletzt worden sind und wenige Tage später Rettungskräfte Blessuren erlitten, als sie den Diebstahls eines EKG-Gerätes aus einem Rettungswagen verhindern wollten, hat auch innerhalb des Verbandes zu erneuten Diskussionen darüber geführt, wie die Helfer, die plötzlich selber Hilfe brauchen, besser geschützt werden können.
In Essen seien gewaltsame Übergriffe weniger ein Thema als die Zunahme von Beleidigungen, Rempeleien und Spuckattacken, über die keine Statistik geführt wird. „Wir setzen dennoch in der Ausbildung auf Strategien zur Deeskalation“, betont der Feuerwehr-Chef. Von einer technischen Aufrüstung zum Selbstschutz hält Bogdahn nichts. Stichwesten behinderten die Rettungskräfte extrem in ihrer Arbeit, etwa bei einer Wiederbelebung. Der Einsatz von Pfefferspray provoziere womöglich noch mehr Gewalt.
In seiner Belegschaft hat Bogdahn inzwischen eine zunehmende Unsicherheit ausgemacht: „Ein Unwohlsein hat fast jeder, je nachdem in welches Milieu ein Einsatz führt.“ (j.m.)