Essen. Als einziges Essener Freibad verliert das Grugabad Besucher gegenüber 2015. Nun denkt die Stadt über Familien-Badetage und mehr Videokameras nach.

  • Essens Freibäder knacken die wichtige Marke von 300 000 Besuchern
  • Als einziges Freibad verliert das Grugabad Badegäste
  • Sportdezernent will Sicherheit und Image des Bades in der Saison 2017 verbessern

Der warme September hat Essens Freibädern zu einem späten Besucheransturm verholfen. So überschritten die fünf Freibäder vergangene Woche die Marke von 300 000 Badegästen, ab der die Sport- und Bäderbetriebe von einer guten Saison sprechen. Sorge bereitet der Stadt indes das Grugabad, das als einziges einen Rückgang erlebte.

Während Essens größtes Freibad in der – stadtweit gesehen schlechteren – Saison 2015 noch 121 770 Besucher zählte, waren es diesmal 118 472 (Stand 13.9.) und somit gut 3000 weniger. „Das Grugabad hat offenbar ein Imageproblem, und das müssen wir ernst nehmen“, sagt Sportdezernent Andreas Bomheuer. Für Schlagzeilen hatte das Bad etwa gesorgt, als Ende August zwei erst zwölf und 13 Jahre alte Mädchen von einigen Flüchtlingen belästigt wurden. Besonders an heißen Tagen fühlten sich auch erwachsene Frauen unwohl, berichteten von übler Anmache. Nach dem Vorfall mit den kleinen Mädchen habe man das Sicherheitspersonal sofort um zwei Kräfte aufgestockt, sagt Bomheuer. Auch über eine Ausweitung der Videoüberwachung werde bekanntlich nachgedacht.

Das Grugabad hatte 2015 mehr Besucher als 2016.
Das Grugabad hatte 2015 mehr Besucher als 2016. © WNM

An Tagen, in denen 6000 bis 8000 Besucher ins Bad strömten, sei es dort naturgemäß nicht heimelig. „Aber zu Sicherheitsgefühl gehört, nicht angegafft und begrapscht zu werden.“ Daher gebe es nun erste Überlegungen, einen Frauen- oder Familien-Tag einzuführen. „Man müsste da noch etliche Details klären, aber erstmal gibt es keine Denkverbote, jede Idee wird geprüft“, sagt Bomheuer. So könnte man statt des belächelten Flirtkurses für Flüchtlinge eine Art Benimmkurs anbieten, in dem Regeln und Grenzen des Miteinanders vermittelt werden. „Und wer den Kurs absolviert, kommt günstiger ins Bad.“

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Selbst ein Freibad-Forum 2017 kann sich der Dezernent vorstellen, das Thema bewege die Bürger: „Es sind bei uns eine Reihe Mails dazu eingegangen“, bestätigt Kurt Uhlendahl, Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben. Das Grugabad und sein Publikum werde darin recht kritisch beurteilt. Ein Frauen-Tag könnte nicht nur die Atmosphäre entspannen, sondern die Tür für Flüchtlingsfrauen öffnen – noch kommen vor allem junge Männer.

Uhlendahl lobt auch die positiven Aspekte der Saison, so habe der schöne Spätsommer für ein „halbes Wunder“ gesorgt. Und ein Familienbad wie Kettwig, das 2015 unter der Schließung des Sportbeckens litt, könne nun mit 66 313 Gästen ein Plus von 56 Prozent verzeichnen.

Stolz sei er auch auf das Personal, das unter schwierigen Bedingungen arbeiten musste: „Die Zahl der Wasserrettungen stieg enorm. An einem Spitzentag mussten die Rettungskräfte allein im Grugabad 20 mal jemanden aus dem Wasser ziehen.“ Wie befürchtet, seien viele Asylbewerber zu sorglos ins Becken gesprungen: „Ein Nichtschwimmer sprang sogar vom 10-Meter-Turm.“