Essener Stadtteile..
Wo genau die sinnbildliche Wurzel begraben liegt, aus der sich ein Engagement zunächst für Waisen und verwahrloste Kinder, später für Senioren, entwickeln sollte, das weiß man heute nicht mehr. Irgendwo zwischen dem Limbecker und Viehofer Tor muss die Gabe der Jungfer Adolphi gelegen haben, die Luykens-Wiese, mit deren Einkünften der Grundstock für heute u.a. sechs Seniorenheime in Bergerhausen, Huttrop, Heidhausen, Frohnhausen und in Bonn-Auerberg, gelegt wurde. Nun feiert die Adolphi-Stiftung ihren 325. Geburtstag.
Zäsur nach dem Zweiten Weltkrieg
„Altenhilfe war in den 1930er- und 1940er-Jahren neu. Und nach dem Krieg war die Not der Vertriebenen, der Alten und Hilflosen, vordringlich“, erinnert der frühere Essener Superintendent und Autor der Festschrift für die Adolphi-Stiftung, Michael Heering, an den Zeitpunkt, zu dem sich die evangelische Hilfsorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg neu erfand. Hatte man sich vorher um die Jüngsten in der Gesellschaft gekümmert, so markierte der Neubau des Hauses Abendfrieden 1950/51 an der Töpferstraße die große Wende: Fortan sollte es um die Ältesten gehen.
Vorangegangen waren die wohl schwierigsten Jahrzehnte in der langen Stiftungsgeschichte überhaupt. Der Erste Weltkrieg und die folgende Inflation und Verarmung hatten die damals noch „Waisenhausstiftung“ bezeichnete Hilfsorganisation in Schwierigkeiten gebracht. Nur etwas mehr als ein Jahrzehnt zuvor, im Jahr 1913, war endlich das große zweigeteilte Waisen- und Kinderhaus an der Moltkestraße (heute Ruhrturm) errichtet worden, da war es auch schon wieder vorbei. Das Kinderheim übernahm die Stadt und führte es bis 1943 als Kinderklinik weiter. Das Waisenhaus wurde von der Aktiengesellschaft für Kohleverwertung – später Ruhrgas – gemietet und die Kinder in Privatpflege untergebracht.
Dabei hatte zuvor die Kurve stetig nach oben gezeigt. Die Industrialisierung hatte ein weites Betätigungsfeld und eine Gabe über 23 100 Taler des Bürgermeisters Huyssen beschert, mit der man nach dem Cholera-Jahr 1866 endlich ein neues Haus auf dem Ofterberg (Essener Rathaus) bauen konnte. Bis zu 100 Waisenkinder wurden hier in Spitzenzeiten versorgt. Daneben stellte sich um die Jahrhundertwende ein zusätzliches Problem, nämlich das der Kleinkinder aus verwahrlosten oder unehelichen Verhältnissen. Die wurden zunächst an der Dreilindenstraße untergebracht.
Das waren andere Verhältnisse, als zu Jungfer Adolphis Zeiten. Zunächst dauerte es nach ihrer Grundstücksstiftung 37 Jahre, bis die Mittel für den Bezug des ersten Hauses auf dem Rott (Innenstadt) mit 20 Plätzen möglich wurde. Doch die Luykens-Wiese hat bis heute niemand vergessen, auch wenn hier nie ein Waisenhaus stand und man die genaue Lage nicht mehr kennt. Schließlich liegt hier die Wurzel.