Altenessen. .

- Seit 2012 gehört Fabian Sattler zum Vorstandsteam des Maschinenhauses Essen, und seitdem arbeitet der gelernte Schauspieler mit seinen Mitstreitern daran, den Standort auf dem Gelände der Zeche Carl zu einem Haus von Künstlern für Künstler zu etablieren.

Die Geschichte beginnt schon einige Zeit vorher: Auf der Suche nach einem geeigneten Spielort für ein eigenes Stück stieß der Folkwang-Absolvent auf das Maschinenhaus Essen. „Es hat sich schon damals als äußerst fruchtbarer Ort für ein solch frei gedachtes Projekt erwiesen“, erinnert sich Sattler. „Nicht nur, dass es mir die Möglichkeit gab, erstmalig als Regisseur zu arbeiten, es hat auch schnell meine Fantasien beflügelt, das kreative Potenzial dieses Hauses weiterzuentwickeln und für andere Künstler zugänglich zu machen.“

Nach und nach übernahm er über die künstlerische Arbeit hinaus auch organisatorische und planerische Aufgaben im Maschinenhaus - so entwickelte sich der Standort zu einer Herzensangelegenheit. „Das Maschinenhaus ist ein erfrischendes Gegenmodell zu dem, was ich an anderen Spielstätten erlebe“, sagt der freischaffende Schauspieler. Denn da es hier keine künstlerische Leitung gebe, können Künstler den Ort ohne inhaltliche oder formale Kompromisse ganz nach Ihren Vorstellungen nutzen. Das heißt: Unabhängig vom Profil eines Hauses oder den Vorgaben eines Auftraggebers können Künstler ohne Scheu vorm Scheitern frei denken und Experimentelles wagen. Dies mache das Maschinenhaus einmalig in NRW.

Sehr unterschiedliche Arbeiten, vom Kinder- und Jugendtheater über Schauspiel und Tanz bis zum Jazz, zu bildender Kunst oder gar zum zeitgenössischen Zirkus entstehen so in Altenessen. Auch das Thema Integration steht auf der Agenda: „Fürs kommende Jahr hat das Maschinenhaus ein Stipendium für eine Arbeit ausgeschrieben, die sich an Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund richtet. Ein deutsch-syrisch-japanisches Team wird mit deutschen Theater-Profis und neu in Deutschland angekommenen Kindern ein Theaterprojekt entwickeln. Premiere ist im April 2017“, erläutert Sattler.

Das Maschinenhaus stellt den aktiven Künstlern nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung, auch in den Bereichen Technik, Öffentlichkeitsarbeit, Mittelakquise und Netzwerkarbeit gibt es bei Bedarf Unterstützung.

Das Haus finanziert sich vornehmlich mit Fördergeldern, außerdem stellt die Stadt Essen die Immobilie kostenlos zur Verfügung. Zudem kann man sie für private Feiern und Ähnliches mieten. Sattler und seine Vorstandskollegen engagieren sich ehrenamtlich. Die einzelnen künstlerischen Arbeiten finanzieren sich ausschließlich über Projektförderungen.

In Konkurrenz mit der Zeche Carl sieht Sattler das Maschinenhaus nicht: „Inhaltlich unterscheiden wir uns deutlich genug, als dass wir uns mit unseren Programmen in die Quere kämen.“ Vielmehr könne man sich auf kürzestem Dienstweg immer wieder mit Räumlichkeiten, technischem Equipment, aber auch mit inhaltlichen Ideen unterstützen. Einige Projekte, wie die ExtraSchicht, führten sie gar gemeinsam als Ensemble Zeche Carl durch.

Um das Publikum in der Nachbarschaft auf ihre Formate neugierig zu machen, setzen die Macher zum Beispiel auf Festival-Formate, bei denen auch das Gelände um das Haus herum belebt wird. „So ergeben sich Möglichkeiten, die Berührungsängste mit zeitgenössischer Kunst abzubauen und aktiv aufeinander zuzugehen“, unterstreicht Sattler. Zudem arbeiten mehrere Kinder- und Jugendtheaterprojekte bereits mit den umliegenden Schulen zusammen. Schwierig sei es allerdings, Publikum aus dem Essener Süden in den Norden zu locken. „Vom Hauptbahnhof zur Zeche Carl dauert es mit der Bahn gerade einmal zehn Minuten“, stellt Sattler fest, „und doch befindet sich das Maschinenhaus in den Köpfen vieler Essener – geografisch wie inhaltlich – in völlig fremden Gefilden“. Es müsse gelingen, dass mehr Besucher den Weg ins Maschinenhaus finden, sagt Sattler selbstkritisch. Auch wolle man verstärkt darauf hinarbeiten, dass die Arbeiten, die im Maschinenhaus entstehen, zusätzlich an anderen Orten gezeigt werden können. „Sie sind es wert, gesehen zu werden.“