Essen. Die Sanierung der Ufer-Partie an der Lanfermannfähre ist gelungen, aber es bleibt noch viel zu tun. Das See-Management muss professioneller werden.
Der Baldeneysee gehört zu den ganz großen Attraktionen, die Essen zu bieten hat. Deshalb ist es so schmerzhaft, dass hier über Jahrzehnte außer Herumwurschteln so wenig passiert ist. Die „natürliche“ Schönheit dieses Gewässers, dem man seine künstliche Entstehung kaum noch ansieht, mag über manche Vernachlässigung entlang der Ufer-Partien hinwegtrösten. Auf Dauer aber ist ein Leben auf Verschleiß keine Lösung. Umso erfreulicher, dass sich in der Stadtverwaltung nun einige See-Freunde zusammenfanden, die das enorme Potenzial dieser ureigenen Essener Landschaft verbessern und teilweise überhaupt erst heben wollen.
Selten genug, dass man das einmal so sagen kann: An der Lanfermannfähre hat die Stadt alles richtig gemacht. Der See-Pavillon mag in seiner kühlen Ästhetik nicht jedermanns Geschmack treffen. Die Gestaltung der gesamten neuen Anlage ist aber absolut gelungen und ein Quantensprung gegenüber dem Gerümpel, das hier noch vor wenigen Jahren das Auge beleidigte. Gut auch, dass die Stadt sofort reparierte, als die neuen Bänken schon nach kurzer Zeit beschmiert waren. So darf es weitergehen, und wenn die Grüne Hauptstadt hier weiteren Schwung und vielleicht auch ein bisschen Geld bringt, hätte der Titel ja sogar etwas gebracht.
Auf manches Problem am See hat die Stadt leider nur wenig direkten Einfluss, weil sie nicht Grundstückseigentümer ist. Das heißt aber nicht, dass man resignieren darf. Wer mit guten Beispiel voran geht, kann mit mehr Recht und Selbstbewusstsein immer wieder appellieren und bei Gelegenheit auch Druck machen. Bisher war es so: Das Interesse in Politik und Verwaltung flackerte hin und wieder auf, verlosch aber ebenso schnell wieder. Der See und seine Freizeit-Qualität sind aber nahezu jede Anstrengung wert.
Stege für Badegäste – bitte nachbessern!
Menschen lieben Wasser. Wenn Essen sogar touristische Akzente setzen kann, dann – neben Zollverein – genau hier am See! Es würde auch nicht schaden, wenn sich die Verantwortlichen einmal in Deutschland umschauen und lernen. Unvorstellbar, dass am Bodensee oder am Starnberger See die Ufer derart sich selbst überlassen bleiben wie am Baldeneysee. Mehr Professionalität ist zwingend erforderlich. Erste Schritte sind nun immerhin getan, aber es ist noch ein weiter Weg.
Irgendwann werden wir es dann hoffentlich erleben, dass die Ruinenlandschaften rund um Schloss Baldeney saniert sind oder viele kleine Details mehr liebevolle Aufmerksamkeit erfahren. Das fängt bei zugewucherten Aussichtspunkten auf den Höhenwegen an, geht weiter mit verranzten Ruhebänken, kryptischen Wanderweg-Führungen oder Versäumnissen beim Freischneiden des Uferbewuchses und hört bei der überwiegend mäßigen Gastronomie noch lange nicht auf.
Und so schön es ist, dass 2017 nun endlich Schwimmen im See möglich ist: Wenn das Billigste gut genug ist und noch nicht mal anständige Stege aus Holz vorgesehen sind, dann möchte man dringend appellieren: Bitte nachbessern! An 50 000 Euro darf es nicht scheitern.
Zum Bericht Der Anleger Essen-Heisingen hat jetzt einen „See-Park“