„Beeindruckend. Fantastisch. Toll.“ Die Eindrücke der auswärtigen Teilnehmer am Deutschen Juristentag in Essen von der Stadt sind überwiegend positiv.

Das Konzept der örtlichen Macher hinter dem Deutschen Juristentag ist aufgegangen. Wer die aus ganz Deutschland und den europäischen Nachbarländern angereisten Besucher nach ihren Eindrücken von der Stadt Essen und der Region befragt, der erntet fast nur begeisterte Antworten. Dass die Reaktion so positiv ausfällt, liegt auch am Rahmenprogramm des Juristentages. Fast 40 Programmpunkte gibt es, um die Stadt kennenzulernen.

Monika Anders, Präsidentin des Landgerichtes, hatte es in ihrem Grußwort an die rund 2200 Juristen betont: „Wer Essen immer noch ausschließlich mit Kohle, Stahl und rußgeschwärztem Himmel verbindet, wird überrascht sein.“ Aber ganz so stark sind die Vorurteile nicht mehr in den Köpfen der Auswärtigen verankert.

Lebendige Außengastronomie

Alexandras Ries, Stadtdirektorin in Karlsruhe und zum ersten Mal in Essen: „Diese Klischees habe ich nicht. Wer Zeitung liest und Fernsehen schaut, weiß schon, dass im Ruhrgebiet nicht mehr alles grau ist.“ Beeindruckt zeigt sich die 48-Jährige, wie groß die Stadt ist, welch breites Spektrum sie bietet. Sehr gut kam bei ihr der Kennedyplatz an. „Da gibt es so viel Außengastronomie, richtig lebendig. Das ist immer ein gutes Zeichen für die Stadt.“

Angeschaut hat sie sich am Mittwoch die Villa Hügel: „Beeindruckend!“ Die Führung durch das „Einfamilienhaus“ habe ihr viel vom Geist der Unternehmerfamilie Krupp vermittelt. Die Größe des Hauses, die Lage über dem See, der Park: „Toll!“

„Fantastisch“ nennt das Haus auch Jörg Ungerer, Rechtsanwalt aus Kassel. So etwas habe er in Essen nicht erwartet. Sein Eindruck von der Stadt ist gut, er bedauert aber, dass in der Innenstadt nicht mehr viel alte Bausubstanz vorhanden sei. „Schade“, meint der 55-Jährige.

Klar gegliedert ist das Rahmenprogramm für die Juristen und es schlägt einen breiten Bogen über die fast 1200 Jahre alte Geschichte der Stadt. Da ist die Kirchengeschichte mit dem Essener Dom und der Werdener Basilika, da spiegelt das Programm die Industriegeschichte wider und kommt dann zur modernen Großstadt mit ihren vielfältigen Kulturangeboten und dem Strukturwandel. Selbstbewusst wird auch auf den Titel „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ hingewiesen.

Manuela Schrag, angehende Rechtsanwältin und frisch bestandene Volljuristin, kennt als Düsseldorferin die Region natürlich. Der Juristentag hat ihr jetzt aber neue Einblicke beschert: „Schöne Ecken gibt es hier.“ Sie wisse um Imageprobleme des Reviers, sagt die 28-Jährige: „Als es auf dem letzten Juristentag in Hannover hieß, nächstes Mal in Essen, da haben schon manche neben mir den Kopf geschüttelt.“ Aber das sei falsch. Ihre Eindrücke: „Die Villa Hügel ist beeindruckend. Wie reich eine Unternehmerfamilie werden konnte.“

Grubenfahrt in 1000 Meter Tiefe

Am Montag hat sie in Bottrop an der Grubenfahrt auf Prosper Haniel teilgenommen: „In 1000 Meter Tiefe bei 40 Grad, das ringt einem Respekt für die Arbeit der Bergleute ab.“ Ein klein wenig Angst hat sie nur gespürt, als der Förderkorb sie nach unten brachte: „Zwölf Meter in der Sekunde war der schnell.“

Als neuer Essen Fan outet sich spontan auch Torben Wiegand, Jurist im Hamburger Innensenat: „Ich dachte, das sei hier grau und farblos, ein wenig verschlafen. Aber die Stadt ist ja überraschend jugendlich. Ich war heute auf der Rü - da ist Leben, viel los.“ Jetzt will der 40-Jährige seiner Frau einen Kurzurlaub in Essen schenken.