Essen. . Im Trimet-Werk in Bergeborbeck wird bis Mitte 2018 eine von drei Produktionsstraßen umgerüstet. Das Unternehmen investiert 36 Millionen Euro in die Alu-Hütte.
- Der Aluminiumproduzent investiert in sein Essener Werk 36 Millionen Euro
- Eine von drei Produktionslinien wird bis Mitte 2018 umgerüstet
- Die Öfen sollen dadurch von Stromschwankungen unabhängig werden
Für die Trimet ist die Energiewende nichts anderes als eine Existenzfrage. Ist doch kaum eine Branche so abhängig von einer sicheren und stabilen Stromversorgung wie die Aluminiumindustrie. Allein die Alu-Hütte in Bergeborbeck verbraucht in einem Jahr soviel Strom wie alle anderen Betriebe und Privathaushalte in Essen zusammen genommen. Strom sollte also bitteschön fließen. Den Herausforderungen begegnet die Trimet AG mit technischer Innovation und mit viel Geld: 36 Millionen Euro will das Unternehmen bis Mitte 2018 in sein Werk auf dem Econova-Gelände investieren, um die Produktion auch dann zu sichern, wenn die Energiewende vollzogen ist.
Dass Deutschland nach der Katastrophe von Fukushima auf umweltfreundliche Energieträger setzt, sei für die Trimet AG „ein Risiko und eine Chance“, sagt Vorstandssprecher Martin Iffert. Mit anderen Worten: Es lässt sich nicht ändern. Machen wir das Beste draus. Konventionelle Kraftwerke werden vom Netz genommen, der Anteil an Energie, die aus Sonnen-, Wind- und Wasserkraft gewonnen wird, wächst. Der Nachteil: Ökologische Energieträger sind abhängig vom Wetter, die Energiegewinnung unterliegt dadurch Schwankungen. Eben das kann die Aluminiumherstellung gar nicht vertragen.
Der Produktionsprozess ist auf kontinuierliche und gleichmäßige Energieversorgung angewiesen. Allenfalls für wenige Minuten lassen sich die Elektrolyseöfen vom Netz nehmen, was immer dann der Fall ist, wenn andernfalls draußen im Land die Lichter ausgehen.
Gemeinsam mit der Bergischen Universität in Wuppertal hat die Trimet in einem Forschungsprojekt ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Öfen flexibel steuern lassen, ohne dass die Öfen erkalten und die Produktion zusammenbricht. Entwickelt wurden dafür spezielle Wärmetauscher, die dafür sorgen, dass die Energiebilanz der Öfen auch dann konstant bleibt, wenn die Stromzufuhr variiert.
Dieses Verfahren soll nun in Bergeborbeck in einer der drei Produktionslinien zur Anwendung kommen. 120 Elektrolyseöfen werden dafür in den kommenden zwei Jahren auf die neue Technik umgerüstet, und das unter laufendem Betrieb. Weltweit nehme Trimet damit eine Vorreiterrolle ein, so Iffert.
Am Standort Deutschland sieht sich das Unternehmen damit auch in Zeiten der Energiewende gut aufgestellt. Die Geschäfte mit dem Leichtmetall laufen gut. Insgesamt 775 000 Tonnen wurden im vergangenen Jahr an den acht Standorten hergestellt, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kapazitäten waren damit voll ausgelastet. Gerade die Autoindustrie setzt mehr und mehr auf den Werkstoff. Der Ausbau der Elektro-Mobilität verspricht eine noch steigende Nachfrage, den zusätzlichen Ballast den der Batterieantrieb mit sich bringt, gilt es mit Hilfe von Bauteilen aus Aluminium auszugleichen.
Getrübt wurde das zurückliegende erfolgreiche Geschäftsjahr allein durch den Tod von Heinz-Peter Schlüter. Der Gründer und Eigentümer des Unternehmens war im vergangenen Jahr im Alter von 66 Jahren gestorben.
Schlüter hatte die Trimet 1985 aus der Taufe gehoben, als Handelsunternehmen mit drei Mitarbeitern. 1994 übernahm er die Alu-Hütte in Bergeborbeck. Heute beschäftigt die Trimet 2951 Mitarbeiter in Deutschland und Frankreich.
Auch nach dem Tod von Heinz-Peter Schlüter bleibt die Trimet im Besitz der Familie. Frau und Kinder halten 50 Prozent am Unternehmen, 50 Prozent hatte Schlüter zu Lebzeiten in eine Stiftung überführt.
Noch kein Flüchtling in Ausbildung
Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt gestaltet sich schwieriger als erwartet. Diese Erfahrung hat auch die Trimet AG gemacht. Im vergangenen Jahr hatte der Aluminium-Produzent angekündigt, binnen drei Jahren 66 Ausbildungsplätze für Menschen schaffen zu wollen, die in Essen Zuflucht gefunden haben. Bereits im ersten Jahr sollten 20 Flüchtlinge einen Ausbildungsvertrag erhalten. Um potenzielle Kandidaten fit für den Berufseinstieg zu machen, richtete die Trimet zwei Deutschkurse mit 40 Plätzen ein.
Anlässlich der Vorstellung des Geschäftsberichts des Jahres 2015/16 zog Vorstand Martin Iffert am Mittwoch eine für alle Beteiligten ernüchternde Bilanz. Es habe sich gezeigt, dass die Teilnehmer in der Kürze der Zeit sprachlich nicht auf ein Niveau gebracht werden konnten, das es ihnen ermöglicht, die Berufsschule erfolgreich abzuschließen. Fünf Kursteilnehmer befänden sich in einer Einstiegsqualifizierung, mit der sie auf eine Ausbildung vorbereitet werden. Laut Iffert hält Trimet an ihrem Ziel fest: „Wir werden unsere Anstrengungen verdoppeln.“
Geringerer Umsatz, höherer Gewinn
Die Trimet hat 2016 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet; 1,8 Milliarden waren es 2015. Das Unternehmen führt dies auf sinkende Weltmarktpreise zurück. Unterm Strich blieb ein Überschuss von 63 Millionen Euro, zwei Millionen mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 2827 auf 2951.